«Mit manchen Jugendausdrücken tut sich meine Mutter schwer» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Mit manchen Jugendausdrücken tut sich meine Mutter schwer»

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Juna Meyer, 11, lebt mit ihrem ­Bruder Melvin bei ihrer Mutter ­Simone, 48. Jedes zweite ­Wochenende verbringen die beiden bei ihrem Vater André, der in diesem Jahr pensioniert wird.

«Meine Mutter hat einige Falten, und ihre Haare werden langsam grau. Aber sie ist jung geblieben und hat Spass daran, verrückte Dinge zu machen, so dass es uns manchmal schon fast peinlich ist. Seit sie ihre Ausbildung fertig macht, hat sie noch mehr Lebensfreude und geniesst es umso intensiver, mit uns viel draussen zu sein. Wir sind diesen Winter das vierte Jahr in Folge in die Skiferien gefahren und können uns mehr Ausflüge leisten als manche meiner Schulkameraden mit jüngeren Eltern. Meine Mutter möchte nur nicht gerne dorthin, wo es sehr laut ist oder sehr viele Menschen sind. Sie geht lieber mit uns wandern oder biken, am besten abseits der Wege. Meine Mutter ist wie eine ältere Haselnuss: Ihre Schale ist empfindlicher und sie regt sich eher auf, weil die äusseren Einflüsse rascher an ihren Kern vordringen. Oft hat sie keine Geduld, auf uns zu warten, obwohl wir häufig vor ihr fertig sind und uns dann nur anderweitig beschäftigen, weil wir auf sie warten. Mit manchen Jugendausdrücken tut sie sich schwer, aber bei uns haben sie einfach eine andere Bedeutung. Manchmal ist sie auch etwas vergesslich.

«Meine Mutter ist jung ­geblieben und hat Spass ­daran, mit uns verrückte Dinge zu tun, so dass es uns manchmal fast peinlich ist.»

Jedes zweite Wochenende fahren mein Bruder Melvin und ich zu Papa. Er ist älter als die Väter meiner Freundinnen, aber er macht viel Unsinn mit uns. Wenn wir Musik hören, bevorzugt er eher ruhige Lieder, und es nervt ihn, wenn wir immer das Gleiche hören wollen. Leider kann mein Vater nicht mehr mit uns Fussball spielen, bowlen oder klettern gehen, weil seine Knie kaputt sind. Stattdessen möchte er wandern, aber das machen wir nicht so gern. Wenn mein Vater pensioniert ist, will er sich ein gefedertes E-Bike und einen Veloträger fürs Auto kaufen. Dann kann er mit uns in die Berge fahren.»

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Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Späte Eltern. Lesen Sie mehr zu Fragen, wie: Warum Frauen und Männer das Kinderhaben hinauszögern und was das für Erziehung und Familienleben bedeutet.


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