«Hilfe, muss ich als Vorbild aufhören zu rauchen?»
Ich rauche hin und wieder eine Zigarre, rein zum Genuss. Meine Frau ist Nichtraucherin. Nun haben wir bemerkt, dass unser Sohn, 15, heimlich Zigaretten raucht. Wenn ich ihn darauf anspreche, sagt er bloss: «Du paffst ja selber.» Dominik, 46, Bülach ZH
Das sagen unsere drei Experten dazu:
Nicole Althaus: Tja – das Schwierige am Vorbildsein ist, dass man auch ein Vorbild ist, wenn man gerade keins ist. 1:0 für Sohnemann. Jetzt bleibt Ihnen nur noch der Elternjoker: Nicht alles, was die Grossen dürfen, dürfen auch die Kleinen. Zigaretten, Abstimmen und Autofahren sind bis 18 tabu. Danach kann er tun, was er nicht lassen kann. Aber bis dahin gilt: Wenn Sie davon Wind kriegen, dass er wieder geraucht hat, zahlen sie keinen Rappen an den Führerschein. Bei mir hats gewirkt.
Tonia von Gunten: Auf dem Weg zum Erwachsenwerden probieren Jugendliche viel aus. Sie hinterfragen Werte, die wir ihnen mit auf den Weg gegeben haben, das gehört dazu. Trotzdem – wir Eltern hinterlassen bei unseren Kindern einen bleibenden Eindruck. Sie rauchen selber. Was jedoch nicht heisst, dass Sie es gut finden müssen, wenn Ihr Sohn mit 15 ebenfalls raucht. Sagen Sie ihm das. Es ist wichtig, dass er Ihre persönliche Einstellung kennt. Aber spielen Sie nicht den Polizisten – werden Sie zum Trainingskollegen Ihres Sohnes. Wer von euch schafft es eher, mit dem Rauchen aufzuhören?
Peter Schneider: Sagen Sie ihm, dass Sie nicht die Miss Schweiz sind, die ein Vorbild sein muss, sondern sein Vater, der es ihm verbietet, weil es ungesund ist.
Die Autoren:
Nicole Althaus, 47, ist Kolumnistin, Autorin und Mitglied der Chefredaktion der NZZ am Sonntag. Zuvor war sie Chefredaktorin von «wir eltern» und hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.ch» initiiert und geleitet. Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern, 15 und 11.
Tonia von Gunten, 42, ist Elterncoach, Pädagogin und Buchautorin. Sie leitet elternpower.ch, ein Programm, das frische Energie in die Familien bringen und Eltern in ihrer Beziehungskompetenz stärken möchte. Tonia von Gunten ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern, 9 und 6.
Peter Schneider, arbeitet als Psychoanalytiker und Kolumnist in Zürich. Bis 2017 war er Professor für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie in Bremen; z.Zt. lehrt er Geschichte und Wisseschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
Diese Webseite nutzt Cookies. Cookies werden zur Benutzerführung und Webanalyse verwendet und helfen dabei, diese Webseite zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich mit unserer Cookie-Police einverstanden. Mehr Infos hier.