«Das Wochenende mit meiner Familie ist mir heilig» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Das Wochenende mit meiner Familie ist mir heilig»

Lesedauer: 2 Minuten

Daniel Bissegger, 44, aus Dürnten im Zürcher Oberland ist in seiner Führungsposition bei einer Bank stark eingespannt. Als Vater will der Ehemann von Nathalie, 40, und Papa von David, 10, und Joline, 7, vor allem eines: nicht nur anwesend, sondern präsent sein.

Text: Virginia Nolan
Bild: Désirée Good / 13 Photo

«Ich wusste früh, dass ich einmal Kinder haben möchte. Warum das so ist, hatte ich mir nie im Detail überlegt – eine Familie zu gründen, gehörte zu meinem Lebensentwurf einfach dazu. Was mich am meisten überraschte, als David kam: Wie rasch und sicher ich mich in eine Rolle einfand, für die mir jegliche Erfahrung fehlte. Sonst bereiten wir uns doch auf ziemlich alles im Leben erst mal vor, üben. Vater wirst du von einem Moment auf den anderen – und es geht. Klar: Irgendwann kommen die Sorgen. Wenn das Kind stundenlang weint, schlecht trinkt, nicht zunimmt. Ich hatte nach beiden Geburten einen Monat freigenommen. So konnten Nathalie und ich in solchen Momenten gemeinsam beraten, was zu tun sei. Dieser ­Austausch gab mir Sicherheit. Ebenso die Erfahrung, jeden Entwicklungsschritt der Kinder hautnah mitzubekommen. Du bist stets à jour. Das fehlt mir heute manchmal: so nahe an den Kindern dran zu sein. Ich weiss, das liegt ­angesichts ihres Alters und ihrer wachsenden Eigenständigkeit in der Natur der Sache, doch bin ich beruflich auch stark eingespannt. Manchmal mache ich mir daher Gedanken, ob ich über die Kinder oder das, was sie beschäftigt, auch genügend im Bilde bin. Ich lasse sie oft wissen, dass ich immer für sie da bin. Mitunter mache ich mir einen Kopf, wenn sie abends nicht von ihrem Tag erzählen mögen. Dabei weiss ich eigentlich: Sie sind dann einfach nur müde oder wollen lieber spielen.

Vater wirst du von ­einem Moment auf den anderen – und es geht.

Das Wochenende mit meiner Familie ist mir heilig. Entsprechend zögerte ich lange mit der Weiterbildung, die ich letztes Jahr absolvierte. Statt den Samstag mit den Kindern zu verbringen, musste ich zur Schule. Das war schwer. Gleichzeitig glaube ich, dass ein Papa, der die Schulbank drückt, den Kindern auch ein Vorbild sein kann – dafür, dass man sich für seine Ziele anstrengen muss und von nichts auch nichts kommt. Als Vater möchte ich vor allem eines: präsent sein – nicht nur körperlich anwesend. Wenn ich mit den Kindern zusammen bin, ist das Büro weit weg. Dass mir dies so gut gelingt, verdanke ich auch Nathalie. Sie hat mir zu Hause immer den Rücken freigehalten und so manches abgefedert, was mir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert hätte. Das ist nicht selbstverständlich.

Vor einem Jahr haben wir unser Modell ­angepasst: Nathalie startete ihren beruflichen Wiedereinstieg, was ich super finde. Seither gehe ich am Montag, wenn sie arbeitet, früher nach Hause, mache Homeoffice und bin da, wenn die Kinder von der Schule heimkommen. Aufgrund der Corona-Krise arbeite ich mittlerweile fast die Hälfte der Woche von zu Hause aus. Meiner Führungsverantwortung gerecht zu werden, ist in dieser Situation nicht immer einfach – die Vorteile, die sich für mich als Vater daraus ergeben, geniesse ich dagegen sehr.»

Virginia Nolan
ist Redaktorin, Bücherwurm und Wasserratte. Sie liebt gute Gesellschaft, feines Essen, Tiere und das Mittelmeer. Die Mutter einer Tochter im Primarschulalter lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

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