Welchen Einfluss haben die Schulnoten bei der Berufswahl? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Welchen Einfluss haben die Schulnoten bei der Berufswahl?

Lesedauer: 2 Minuten

Zur Berufswahl gehört, dass man seine Fähigkeiten mit den Anforderungen des Arbeitslebens vergleicht. Die Schulnoten spielen darin eine wichtige Rolle, entscheiden aber bei Weitem nicht allein.

Herauszufinden, was man will, ist schwer genug. Und schon kommt die nächste Herausforderung: Genüge ich den Anforderungen? Bin ich gut genug für meinen Traumberuf? Eine Studie mit 514 Jugendlichen* kommt zu einem erfreulichen Resultat: Der Aussage «Ich habe die Ausbildung gewählt, die mich am meisten interessiert hat» stimmen 58 Prozent voll und ganz zu, weitere 33 Prozent geben an, sie treffe für sie eher zu. Nur gerade 9 Prozent sehen ihre Interessen in ihrer aktuellen Berufsausbildung eher nicht oder gar nicht repräsentiert. Die grosse Mehrheit der Jugendlichen hat eine Lehrstelle gefunden, die sie interessiert und deren Anforderungen sie erfüllen – sonst hätten sie die Stelle ja nicht erhalten.

Für die Jugendlichen, die ihre Berufsbildung erst noch finden müssen, macht das die Suche natürlich nicht einfacher. In Berufsbeschrieben, wie sie beispielsweise auf www.berufsberatung.ch angeboten werden, ist zwar angegeben, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten gefragt sind: von geschickten Händen bis zum freundlichen Umgang für die Lehre zum Hauswirtschaftspraktiker; oder gute Feinmotorik, räumliches Vorstellungsvermögen und mehr für die Architekturmodellbaulehre. Angaben, nach welchen Kriterien selektiert wird und welche Rolle die Schulnoten spielen, sucht man meist vergebens. Dahinter steckt wohl Absicht, denn man will ja niemandem die Motivation nehmen.

Per Notenschnitt zur Lehrstelle?

Die nächste Frage ist dann, wie man die eigenen Fähigkeiten beweist und gut darstellt. Hier bietet sich die Schnupperlehre im Wunschberuf an. Ein positiver Schnupperlehrbericht ist für die Bewerbung fast schon Pflicht. Wer eine Lehre im Bereich Betreuung sucht und auf seine Erfahrung als Pfadileiter oder Babysitter verweisen kann, steht ebenfalls besser da als jemand, der nur seinen Wunsch, zu betreuen, anführen kann. Schulnoten können ergänzt werden mit Resultaten von Eignungstests wie «Multicheck», «Basic-Check» oder «Kompass». Sie sind genauer auf die Anforderungen in den verschiedenen Berufsgruppen zugeschnitten und bringen teilweise auch Qualitäten zum Vorschein, die im Schulzeugnis kaum abgebildet werden.

Grundsätzlich bietet jede Lehre die Möglichkeit, sich weiterzubilden

Nach einer Liste gefragt, die zeigt, welche Sekundarschulstufe welche Berufslehre ermöglicht, antwortet Berufsberater Bruno Ruoss: «Eine solche Liste existiert nicht. Aber ich bin sicher, jede Berufsberaterin und jeder Berufsberater hat seine Erfahrungswerte im Kopf.» Und auch Jugendliche, die sich mit der Lehrstellensuche auseinandergesetzt haben, entwickeln ein Gespür für die Anforderungen, auch wenn man diese nicht so gerne wahrhaben mag. Zu Besuch in einer Schule im Zürcher Stadtteil Oerlikon zeigt sich: Während sich in der Sek-A-Klasse viele nach einer KV-, Zeichner- oder Informatiklehrstelle umsehen, sind in der Sek-B-Klasse auch handwerkliche Berufe und Detailhandel gefragt.

Es spricht nichts dagegen, sich für Lehrstellen zu bewerben, deren Voraussetzungen man beispielsweise bezüglich Schulleistungen nicht ganz erfüllt. Auch verbaut man sich nichts, wenn man eine Berufslehre macht, selbst wenn man in ein Gymnasium aufgenommen wäre. Wichtig ist, dass man rechtzeitig der Realität in die Augen blickt, das heisst, nach sehr vielen Absagen auch andere Berufe als nur den Wunschberuf ins Auge zu fassen.

* Juvenir-Studie 2.0. Die erste grosse Entscheidung. Wie Schweizer Jugendliche eine (Berufs-)Ausbildung wählen. 2013. Studie durchgeführt von Prognos AG im Auftrag der Jacobs Foundation. Download der Studie auf www.juvenir.ch


Sekundarschulabschluss und Bildungsweg

Grundsätzlich: Nichts ist unmöglich und jede Lehre bietet die Möglichkeit, sich weiterzubilden.

  • Sekundarstufe A: 4-jährige Berufslehren mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ)
  • Sekundarstufe B (Realschule): 3-jährige Berufslehren EFZ
  • Sekundarstufe C (Oberschule): 2-jährige Berufslehren mit Berufsattest (EBA)

Rating der intellektuellen Anforderungen der Lehrberufe: Stalder, B. E. (2011). Das intellektuelle Anforderungsniveau beruflicher Grundbildungen in der Schweiz. Ratings der Jahre 1999–2005. Basel: Institut für Soziologie der Universität Basel/TREE. S. 8 (Dokument Stalder_2011_Intellektuelles_ Anforderungsniveau.pdf)


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