Noch immer keine Lehrstelle? Was nun? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Noch immer keine Lehrstelle? Was nun?

Lesedauer: 3 Minuten

Das Schuljahr ist fast vorbei, doch noch immer ist keine Lehrstelle in Sicht? Keine Panik. Für Jugendliche, die dran bleiben und mit realistischen Erwartungen suchen, sind die Chancen, noch diesen Sommer einen Lehrstelle zu finden, mehr als gut. Derzeit sind in der Schweiz noch rund 15 000 Lehrstellen offen.

Das Zeit verrinnt, nur noch wenige Wochen bis das Schuljahr zu Ende geht. Wer jetzt noch keine Lehrstelle hat, ist aus verständlichen Gründen nervös. Viele Jugendlichen stellen sich die Frage: Warum hat es noch nicht geklappt? Eine Frage, mit der sich Andres Züger, Berufs- und Laufbahnberater im Laufbahnzentrum der Stadt Zürich, derzeit in seinen Sprechstunden täglich beschäftigt: «In einem ersten Schritt gilt es, die Situation selbstkritisch zu analysieren», sagt Züger. Etwa: Ist das Dossier unvollständig, der Bewerbungsbrief nicht auf die Firma zugeschnitten oder reichen meine Noten einfach nicht? 

Gute Chance, jetzt noch eine Lehrstelle zu finden

Die gute Nachricht aber schon mal vorweg: Allein in der Stadt Zürich gibt es zurzeit noch 700 freie Stellen. Auch schweizweit sind noch viele Möglichkeiten offen. Ein Blick auf den täglich aktualisierten Lehrstellennachweis (LENA) der Kantone zeigt: Aktuell sind rund 15 000 freie Lehrstellen in der ganzen Schweiz offen. 
Andres Züger ist Berufs- und Laufbahnberater im Laufbahnzentrum der Stadt Zürich und macht Lehrstellensuchenden Mut: «Nicht aufgeben!»
Andres Züger ist Berufs- und Laufbahnberater im Laufbahnzentrum der Stadt Zürich und macht Lehrstellensuchenden Mut: «Nicht aufgeben!»
Diese finden sich insbesondere in den Branchen Baugewerbe, Dienstleistungen und Verkauf. Züger macht den Jugendlichen Mut: «Nicht aufgeben!» sei die Devise. «Die Chancen sind durchaus intakt, noch diesen Sommer einen Ausbildungsplatz zu finden». Vorausgesetzt man bleibe dran und bringe die entsprechenden Grundlagen mit. 

Handwerkliche Berufe haben Prestigeproblem

Doch: «Für manche Eltern kommt ein handwerklicher Beruf für ihr Kind nicht in Frage», meint der Berufsexperte. Dabei spielten einerseits Prestigedenken mit, aber auch die Meinung, ein Beruf etwa auf dem Bau sei «anstrengend und dreckig». Eltern wünschen sich für ihr Kind einen Beruf mit einer «grösseren gesellschaftlichen Anerkennung», so Züger. Bürojobs wie auf der Bank oder in der Versicherung würden als erfolgsversprechender eingeschätzt, als eine Lehre als Elektroinstallateur oder Maler. Auch wenn das Kind dort vielleicht glücklicher wäre. Ein Phänomen, das tendenziell eher in der Stadt zu beobachten ist. «Auf dem Land, wo es viele KMU’s gibt, existiert eine grössere Akzeptanz für handwerkliche Berufe». 

Offenheit für verschiedene Berufe erleichtert Lehrstellensuche

Züger appelliert darum an eine grössere Offenheit gegenüber verschiedenen Berufssparten – gepaart mit einem gesunden Realitätssinn: «Wenn ich einen 3er in Mathe habe, dann kann ich nicht Informatiker werden», so der Berufsexperte. Themen, die Andres Züger mit seinen jugendlichen Ratsuchenden auch im Beisein ihrer Eltern anspricht und gemeinsam nach Lösungen sucht. 

Wahl der Lehre: «Es ist keine Entscheidung fürs Leben»

Andres Züger, Berufsexperte

Vor allem aber möchte er Jugendlichen eins nahe bringen: «Es ist keine Entscheidung fürs Leben». Vielmehr werde mit einer Lehrstelle eine Basis für künftige Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen. Gerade das Schweizer Bildungssystem biete eine Vielzahl von Möglichkeiten für die berufliche Laufbahn. 

Brückenangebote gute Gelegenheit, um sich weiterzubilden

Und klar, es gibt immer Branchen, die nur wenig Ausbildungsplätze anbieten oder eben sehr beliebt sind. Wer zögert oder nicht den nötigen Notendurchschnitt mitbringt, muss sich allenfalls nach einer anderen Lehrstelle umschauen oder länger warten – etwa mit einem Zwischenjahr. «Ein Berufsvorbereitungsjahr ist eine gute Gelegenheit, sich weitere Fähigkeiten anzueignen, in verschiedenen Berufen zu schnuppern und sich mehr Zeit für die Bewerbungen zu nehmen», sagt Züger. Diese sogenannten Brückenangeboten bauen eine Brücke zwischen der obligatorischen Schulzeit und einer Lehre oder weiterführenden Schule. Nicht nur Jugendliche, die in ihrer Berufswahl unentschlossen sind oder bislang keine Lehrstelle finden konnten, machen von diesem Angebot Gebrauch. Für manche Lehren braucht es auch bestimmte Vorausbildungen – wie etwa einen Vorkurs für eine gestalterische Ausbildung. 

Lehrstellesuche – regelmässige Informationsveranstaltungen helfen

Die Berufsberatungen und Laufbahnzentren der Kantone führen regelmässig Informationsveranstaltungen durch (siehe Box weiter unten), die Jugendliche über alle Optionen nach der Schulzeit informieren. «Auch Sprachaufenthalte, Praktika oder Sozialeinsätze sind sehr gute Möglichkeiten, dieses Jahr sinnvoll und praktisch zu überbrücken» sagt Andres Züger. Eine Extra, das sich bei der Lehrstellensuche im CV allemal gut macht. 

Bilder: zVg, fotolia.com


Veranstaltungen & Infos zur Lehrstellensuche

Zürich

«Keine Lehrstelle – was tun?»
An diesen Veranstaltungen werden Jugendlichen der Abschlussklassen, die bislang noch keine Lehrstelle gefunden haben, über ihre Möglichkeiten informiert. Anbieter von Brückenangeboten sind mit Informationsständen anwesend und beraten die Jugendlichen. 
 
Daten: 19. Juni 2017, 13 bis 15 und 15 bis 17 Uhr,
Ort: Laufbahnzentrum, Konradstrasse 58, 8005 Zürich 
 
Die Platzzahl ist beschränkt. Anmeldung mit Name und Adresse an: lbz-lehrstellenfoerderung@zuerich.ch. Mehr zum Angebot des Laufbahnzentrums, hier klicken. 

Basel-Stadt / Baselland

Lehrstellen-Mentoring für Jugendliche beider Basel
 
Daten: Mittwoch, 21. Juni 2017 17:00, Dauer 45 Minuten
Ort: Hauptstrasse 28, 4127 Birsfelden 
 
Anmeldung nicht erforderlich, weitere Info: www.mentoring.bl.ch

Bern

Aktuelle Berufs- und Lehrstellen-Veranstaltungen im Raum Bern, hier klicken. 

Angebote der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungen schweizweit

Jeder Kanton führt eine öffentliche Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. Diese bietet Information und Beratung zu allen Fragen rund um Ausbildung, Beruf und Laufbahn an. Die Angebote richten sich sowohl an Jugendliche als auch an Erwachsene.
 
Angebote sortiert nach Kantonen, hier klicken. 

Lehrstellennachweis (LENA)

Der Lehrstellennachweis (LENA) der berufsberatung.ch, dem offiziellen schweizerischen Informationsportal der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, wird täglich aktualisiert. Es enthält alle von den Betrieben gemeldeten Lehrstellen. Zudem finden Sie Tipps, was eine gute Bewerbung ausmacht und wie man sich am besten auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet. wird täglich aktualisiert und enthält alle von den Betrieben gemeldeten Lehrstellen. Zudem finden Sie Tipps, was eine gute Bewerbung ausmacht und wie man sich am besten auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet.

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