Bei Patricia Summer Rossi sind sie an der falschen Adresse: «Die Eltern, die für ihre Kinder eine Lehrstelle suchen, sind ihnen keine Hilfe, im Gegenteil.» Sie ist Berufsbildnerin am Eidgenössischen Wasserforschungsinstitut Eawag, wo Laborantinnen, Informatiker und Kaufleute ihre Berufslehre absolvieren können. Lehrbetriebe wollen Lernende, die motiviert sind für den Beruf, die sich aus eigenem Antrieb dafür interessieren. Diese Motivation zeigt man, indem man sich traut, anzufragen, auch wenn dabei die Hände feucht und die Stimme etwas zittrig ist. «Dass das Kind in der Schule ist und keine Zeit hat, anzurufen, ist eine Ausrede. Am Mittwochnachmittag ist schulfrei und viele dürfen sogar während des Unterrichts solche Telefonate führen», führt Summer Rossi aus.
Die erfahrene Berufsbildnerin ist auch nicht begeistert von fehlerfreien, in Erwachsenensprache verfassten Bewerbungen, bei denen klar ist, dass Eltern oder Lehrer so lange korrigiert haben, bis sie perfekt waren. Am Ende der Schnupperlehre lässt sie die Jugendlichen jeweils einen Erfahrungsbericht schreiben. «Da sehe ich dann, wie es um ihr Deutsch und ihre Ausdrucksweise steht.»