Wie spreche ich mit meinem Kind über Geld? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie spreche ich mit meinem Kind über Geld?

Lesedauer: 2 Minuten

Geld gilt immer noch in vielen Schweizer Familien als Tabuthema. Doch gerade wenn Kinder den Umgang mit Finanzen lernen sollen, ist es wichtig, dass Eltern mit ihrem ­Nachwuchs darüber reden. Der Bankexperte erklärt die Dos and Don’ts.

Text: Patrick Lehner
Bild: Klaus Vedfelt / Getty Images

In Zusammenarbeit mit mit Credit Suisse

Unser Sohn, 9, fragt öfter mal, was Mami und Papi eigentlich verdienen, was unser Auto kostet und wieso wir nicht wie seine Freunde über Weihnachten auf die Malediven fliegen können. Uns bringen solche Fragen in ­Verlegenheit. Müssen wir das Thema Geld in der Familie offen ansprechen?

Verena, 40, und Beat, 32, aus Rapperswil-Jona SG

Liebe Verena, lieber Beat

In unserer Gesellschaft kommen Kinder schon früh mit dem Thema Geld in Berührung. Dadurch nehmen sie auch schnell wahr, dass nicht alle gleich viel davon haben. Wieso es diese Unterschiede gibt, können Kinder jedoch oft nicht nachvollziehen. Deshalb ist es wichtig, mit ihnen über Geld zu sprechen.

Zwar gilt in vielen Schweizer Familien nach wie vor: Über Geld reden ist tabu. Der Lohn und die eigene finanzielle Lage werden oft als etwas sehr Privates angesehen. Entsprechend verschlossen geben sich viele bei dem Thema – auch gegenüber den eigenen Kindern. Doch um dem Nachwuchs den Umgang mit Finanzen beizubringen, müssen es Eltern aktiv aufgreifen.

Bei diesen Geldthemen ist Schweigen Gold
Ja, es ist wichtig, in der Familie über Geld zu sprechen. Doch Kinder müssen nicht alles wissen.

Zum Beispiel ist es für die ­jüngeren Kinder uninteressant, was Sie exakt verdienen. Auch muss nicht mitgeteilt werden, welcher Elternteil mehr Einkommen zur Familie beiträgt. Denn der Lohnunterschied spielt für Kinder keine Rolle. Preise von Geschenken müssen Sie ebenfalls nicht erwähnen, denn diese sind im Vergleich zum Taschengeld der Kinder oft viel teurer. Das kann für sie verwirrend sein – und der Wert hat ja meist nichts mit dem Preis zu tun.

Zu früh dafür ist es eigentlich nie. Entscheidend ist nur, einen altersgerechten Einstieg zu finden. Dabei hilft es, wenn Sie reflektieren, was Sie selbst gerne früher über den Umgang mit Geld gewusst hätten oder was Ihnen als Kind beigebracht wurde, von dem Sie bis heute profitieren können. Sie müssen kein Finanzprofi sein, um Ihrem Sohn Finanzkompetenz zu vermitteln.

Gefühl für Lebenskosten entwickeln 

Bei einem Kind im Alter von neun Jahren geht es vor allem darum, zu erklären. Dazu können Sie grob aufzeigen, was Sie verdienen. Wichtig dabei ist, die Einnahmen immer in Relation zu den Ausgaben zu setzen: Zum Beispiel können Sie Ihrem Sohn erklären, wie viel Haus oder Wohnung und Auto kosten, was man für einen Wocheneinkauf ausgeben muss und wie teuer Kleidung und Ferien sind. So entwickelt Ihr Kind intuitiv ein erstes Gefühl für die tatsächlichen Lebenskosten.

Je älter Ihr Sohn wird, desto mehr können die Themen Vorsorge, Krankenkassenbeiträge, Versicherungen und Steuern ins Gespräch integriert werden. So verstehen Kinder, dass nur ein gewisser Teil vom Lohn zur freien Verfügung übrigbleibt. Auch unangenehme Fragen gehören auf den Tisch. Zum Beispiel, warum sich die Familie etwas nicht leisten kann oder will. Dabei hilft es, laut vorzurechnen und zu erklären.

Nun fragen Sie sich wahrscheinlich, wann Sie das Thema am besten ansprechen. Im Familienalltag bieten sich zahlreiche Gesprächsmöglichkeiten. Zum Beispiel immer dann, wenn Geld ein Teil der Entscheidung ist, wie bei der Anschaffung eines neuen Velos. Oder das Geld wird sichtbar ausgegeben wie beim Bezahlen im Supermarkt.

Auch am Esstisch lässt sich gut ein gemeinsames Gespräch einleiten. Dabei sind auch grundsätzliche, philosophische Fragen wie «Macht Geld glücklich?» und «Wie viel Geld ist viel?» erlaubt. Das ermöglicht Ihrem Sohn, das Thema Geld in seiner eigenen Welt einzuordnen.

Gespräche über Geld regen nicht nur Ihr Kind zum Nachdenken an, sondern auch Sie selbst. Vielleicht nehmen Sie Sachverhalte aus einer anderen Perspektive wahr und können sogar selbst etwas lernen. Wichtig dabei: das, was Sie vom Kind erwarten, auch selbst vorzuleben.

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Patrick Lehner
ist Leiter Basisprodukte der Credit Suisse und Vater von vier Kindern.

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