Wie sollen wir unser gemeinsames Konto einrichten? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie sollen wir unser gemeinsames Konto einrichten?

Lesedauer: 3 Minuten

Wächst die Familie, wachsen auch die Bedürfnisse an die Organisation der gemeinsamen Ausgaben. Es gibt verschiedene gute Möglichkeiten, ein Familienkonto einzurichten. Der Bankexperte der Credit Suisse weiss Rat.

Wir sind beide berufstätig und bald steht bei uns der erste Nachwuchs an. Für unseren zukünftigen Haushalt zu dritt wollen wir uns daher ein ­gemeinsames Familienkonto zulegen. Worauf sollten wir dabei achten? 
Lea, 34, und Peter, 33, aus Luterbach SO
Liebe Lea, lieber Peter
Ein neues Mitglied in der Gemeinschaft verändert viel. Auch finanziell. Darum ist es vernünftig, sich über den Umgang mit dem künftigen Familienbudget Gedanken zu machen. Die Wahl der Kontoführung sollte auch zum Umgang mit dem Familienbudget passen, denn immer wieder stellt sich die Frage: Von welchem Konto und damit auch von welchem Geld wird was bezahlt?

Eine Studie des Bundesamtes für Statistik zeigt: Die Mehrheit der Schweizer Paare, egal ob verheiratet oder nicht, verfügt über eine gemeinsame Haushaltskasse. Besonders bei Paaren mit Kindern ist ein Gemeinschaftskonto beliebt, auf das die Einkommen beider Partner ­fliessen und aus dem die Ausgaben aller Familienmitglieder bezahlt werden. Ge­rade für Partner mit unterschiedlichen Einkommen vereinfacht ­diese Art der Kontoführung den Umgang mit dem Familienbudget. Mit nur einem Hauptkonto können nicht nur Kontoführungsgebühren gespart werden, in den meisten Fällen ist es auch einfacher, den Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben zu behalten. Allerdings: Wer ein Familienkonto einrichtet, sollte bereit sein, offen darüber zu sprechen, wie und wofür das gemein­same Geld ausgegeben wird. Sonst kann das zu Problemen führen.

Wer mehr verdient, zahlt mehr ein

Eine andere Möglichkeit wäre, dass Sie zu Ihren getrennten Konten ein neues Haushaltskonto einrichten. Das ermöglicht es Ihnen, gemein­same von persönlichen Ausgaben zu trennen. Beide Partner überweisen dabei zum Beispiel monatlich einen festgelegten Betrag auf das gemeinsame Haushaltskonto. Wenn der eine Partner mehr verdient als der ­an­dere, zahlt dieser auch mehr ein. So bleibt das Haushaltskonto auch für den Partner fair, der weniger verdient. Alle kollektiven Kosten wie Miete, Strom oder Lebensmitteleinkäufe werden über dieses Konto beglichen. Bei vielen Paaren sorgt diese Art der Kontoführung zu weniger Meinungsverschiedenheiten über die Finanzen. Allerdings: Die Kombination von mehreren Konten kann zu höheren Gebühren führen.
Wenn Sie – oder auch Grosseltern oder Gotte und Götti – zusätzlich für die Zukunft Ihres Kindes vorsorgen wollen, empfiehlt es sich, dafür ein separates Konto für das Kind anzulegen. Zum Beispiel ein Geschenksparkonto. Das Konto läuft auf den Namen des Kindes und schafft so Klarheit, wem das Geld gehört. Bis zur Volljährigkeit ist es Ihre Aufgabe als Eltern, das sogenannte Kindesvermögen zu verwalten.

Wie Sie sehen, gibt es verschie­dene Möglichkeiten, die Sie am besten in Bezug auf ihre individuelle Situation gemeinsam besprechen und entscheiden sollten.

Eltern sind ihren Kindern auch in Sachen Geld das wichtigste Vorbild

Warum haben die Nachbarn ein neues Auto? Warum kann sich der Schulfreund keine Playstation leisten? Kinder erkennen schon früh, dass jede Familie anders mit dem Thema Geld umgeht. Das alles ist nicht immer einfach zu verstehen. Denn bei vielen Familien ist Geld noch immer ein Tabuthema. Dabei wäre es wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern schon früh einen offenen Dialog darüber führen. Wenn es um das Finanzverhalten geht, dann haben Eltern definitiv den grössten Einfluss auf ihre Kinder, erklärt die Wirtschaftspädagogin Carmela Aprea. Dieser Tatsache stimmt auch ein Grossteil der Schweizer Eltern zu, wie die Taschengeldstudie der Credit Suisse zeigt: Demnach sind 91 Prozent aller Eltern der Meinung, dass ihren Kindern der Umgang mit Geld primär durch sie selber vermittelt werden soll.

Fragen wie zum Beispiel «Welche Anschaffungen müssen gemacht werden?» oder «Wollen wir uns das leisten?» können ruhig am Familientisch diskutiert werden. Dabei erleben Kinder den Umgang und die Einstellung der Eltern zum Thema Geld und lernen die Grundsätze, die die Grundlage für Finanz­entscheidungen bilden: Fällt es leicht, Geld auszugeben? Ist die Qualität von Produkten wichtiger als der Preis? Dabei können Kinder miteinbezogen werden. Denn: «Philosophieren hilft Kindern, die Welt zu ordnen», sagt Eva Woodtli Wiggenhauser, Primarschullehrerin und Entwicklerin von Lehrmaterial. Sie rät:

  • Das Kind soll seine eigene Meinung bilden. Eltern können ihm ihre eigene Meinung mitteilen, aber nicht aufzwingen.
  • Es gibt kein Richtig oder Falsch. Eltern sollten nicht die Antwort vorgeben, sondern Kinder mit geeigneten Fragen einbeziehen.
  • Offen für die Situation sein. Um über Geld zu reden, braucht es keinen bestimmten Rahmen. Ein tiefsinniges Gespräch kann sich überall ergeben, sollte aber auch nicht erzwungen werden.

Natürlich müssen Eltern gegenüber ihren Kindern nicht alle finanziellen Details offenlegen. Gerade wenn es um das Familienbudget geht und insbesondere darum, warum sich die Familie nicht immer alles leisten kann, ist besondere Sorgfalt gefragt. «Kinder sollen sich nicht den Kopf über das Budget der Familie zerbrechen, sondern sich auf die Schule, Freunde und auf die eigene Entwicklung konzentrieren», sagt Daniel Betschart, Verantwortlicher für Schuldenprävention und Konsum bei Pro Juventute. Verständnis für Geld und Budget erlangt das Kind am einfachsten beim gemeinsamen Einkaufen. Man entscheidet sich dabei für bestimmte Produkte – auch aufgrund des Preises. Dies mit den Kindern auf Augenhöhe durchzurechnen und zu diskutieren, kann lehrreich sein – oft auch für die Eltern.


4 Tipps zum Thema Familienkonto

  1. Regelmässig und offen über das Familienbudget sprechen.
  2. Gemeinsam über Ausgaben entscheiden.
  3. Beide Kontoinhaber sollten im Verhältnis zu ihrem Verdienst Geld auf das gemeinsame Haushaltskonto einzahlen.
  4. Für das Kind ein eigenes Sparkonto einrichten.

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Patrick Lehner ist Leiter Basisprodukte der Credit Suisse und Vater von vier Kindern.
Patrick Lehner ist Leiter Basisprodukte der Credit Suisse und Vater von vier Kindern.