Wie erkläre ich meinem Kind Fremdwährungen?

Warum haben verschiedene Länder verschiedene Währungen? Wieso kann man sich mit dem gleichen Geldbetrag in verschiedenen Ländern nicht das Gleiche leisten? Der Bankexperte erklärt, wie Sie Kinder mit solchen Geldfragen vertraut machen.
Wir planen in den Sommerferien mit unserer siebenjährigen Tochter eine Rundreise durch Grossbritannien. Dabei ist mir klar geworden, dass sie bisher nur den Schweizer Franken kennt. Diese Ferien bieten nun eine gute Gelegenheit, ihr Fremdwährungen näherzubringen. Allerdings kann sie noch nicht so gut rechnen. Wie kann ich ihr das Thema spielerisch und altersgerecht erklären?
Andrea, 36, aus Olten
Liebe Andrea
Das Thema ist in der Tat kompliziert und kann kleine Kinder schnell überfordern. Eine Ferienreise ins Ausland ist aber ein toller Anlass, um Fremdwährungen anschaulich zu erklären. Zum Beispiel anhand eines Ferienbatzens, den das Kind bekommt, um sich ein Souvenir zu kaufen. Erklären Sie Ihrer Tochter, dass ihr der Batzen in Schweizer Franken in den Ferien nichts nützt – in Grossbritannien wird schliesslich in Pfund bezahlt. Nun können Sie darauf eingehen, dass jedes Land seine eigene Währung in Noten und Münzen hat, genauso wie es unterschiedliche Sprachen und Gerichte gibt.
- Auf der Welt gibt es über 160 verschiedene offizielle Währungen.
- Die bedeutendste Währung ist der US-Dollar, gefolgt vom Euro, dem japanischen Yen, dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken.
- Das britische Pfund ist die älteste Währung, die noch im Umlauf ist: Sie wird seit 1200 Jahren verwendet. Den Euro hingegen gibt es erst seit 20 Jahren.
- Falls Sie Fremdwährungen zu Hause haben, schauen Sie mit Ihrem Kind das Geld gemeinsam an. Es gibt viel Spannendes darauf zu entdecken – einige Geldscheine sind wahre Kunstwerke. Die Schweizer Noten gehören übrigens zu den schönsten Geldscheinen und wurden mit Designpreisen ausgezeichnet.
Nun können Sie Ihrer Tochter erklären, wie sie den Ferienbatzen – gehen wir als Beispiel von 20 Franken aus – in britische Pfund umtauschen kann. Fremdwährungen kauft beziehungsweise wechselt man in der Regel auf der Bank. Alternativ kann man die jeweilige Landeswährung mit einer Debitkarte direkt vor Ort am Automaten beziehen. Das ist heutzutage in den meisten Ländern möglich. Auch Wechselstuben bieten Fremdwährungen an, jedoch meist zu einem höheren Preis. Dies bringt uns zum nächsten Thema: den Währungskursen.
Geld ist nicht gleich Geld
Bevor Sie das Geld umtauschen, empfehle ich Ihnen, zusammen mit Ihrer Tochter nachzuschauen, wie viele britische Pfund sie für die 20 Franken bekommt. Stand Ende März 2022 wären es rund 16 Pfund. Spielen Sie das auch mit anderen Währungen durch. In der Türkei bekäme Ihre Tochter für die 20 Franken beispielsweise rund 293 türkische Lira, und in Vietnam wäre der Ferienbatzen sage und schreibe 491 00 vietnamesische Dong wert. Schauen Sie mit Ihrem Kind nach, in welcher Währung es für seinen Batzen den höchsten Betrag bekäme. Ein Online-Währungsrechner zeigt anschaulich, wie unterschiedlich der Betrag in verschiedenen Währungen ausfällt und dass man sich je nach Währung auch mit einer grossen Summe nicht unbedingt viel kaufen kann.
Sie können Ihre Tochter aber beruhigen: 16 Pfund sind in Grossbritannien nicht weniger wert als 20 Franken in der Schweiz. Die Preise für Waren und Dienstleistungen vor Ort verhalten sich entsprechend der Währung. Dennoch sind einige Währungen höher bewertet als andere. Das hängt mit dem lokalen Preisniveau zusammen. Verdeutlichen lässt sich dieses beispielsweise anhand des sogenannten Big-Mac-Index: Der gleiche Big Mac kostet in verschiedenen Ländern unterschiedlich viel. So ist er in Vietnam günstiger als in der Schweiz. Das Prinzip lässt sich auf alle Waren übertragen, was dazu führt, dass wir uns von 20 Franken in Vietnam mehr leisten können als in der Schweiz. Touristen aus Vietnam dagegen empfinden die Schweiz als teuer: Vom gleichen Betrag können sie sich hier weniger kaufen als daheim.
Ihrer Tochter zu erklären, wie der Geldmarkt im Detail funktioniert, würde zu weit gehen. Spannend für sie ist jedoch, dass 16 Pfund als Tausch für die 20 Franken keine Garantie sind, denn die Währungskurse ändern sich ständig. Würde sie ihren Ferienbatzen in einer Woche oder in einem Monat umtauschen, würde sie dafür einen anderen Pfund-Betrag erhalten. Ich schlage Ihnen vor, die Kursveränderungen gemeinsam mit Ihrer Tochter über einen Zeitraum von ein paar Tagen oder Wochen hinweg zu beobachten. Entscheiden Sie dann gemeinsam, wann Sie Ihrer Bank einen Besuch abstatten, um den Ferienbatzen umzutauschen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und schöne Ferien.
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