In Raten in die Schuldenkrise
Ein Smartphone für 20 Franken pro Monat! Angebote wie dieses locken immer mehr Jugendliche in die Schuldenfalle: 2016 waren mehr als doppelt so viele im Zahlungsrückstand bei ihrem Handyanbieter als noch im Vorjahr. Wie Sie Ihr Kind vor den Gefahren der Ratenzahlung bewahren.
Smartphone, Kleider, Scooter: Immer mehr Konsumträume können heute per Ratenzahlung erfüllt werden. Die Zahlungsmodelle sind verschieden, eines ist allen gemeinsam: Sie suggerieren einen besonders günstigen Preis, den man vermeintlich nebenbei in kleinen Häppchen abbezahlt. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für solche Lockangebote. Zu verführerisch klingt es, das neue Smartphone sofort in den Händen halten zu können. Doch gerade hier ist besondere Vorsicht geboten: Zusätzlich zu den Anschaffungskosten können monatliche Vertragsgebühren anfallen. Diese werden oft unterschätzt – und können Jugendliche in die Schuldenfalle treiben.
Jeder zehnte Jugendliche hat Schulden bei Verwandten oder Freunden
Das Verschuldungsniveau hat im letzten Jahr zugenommen. Gründe dafür gibt es mehrere. Unter anderem geben immer mehr Jugendliche an, im Zahlungsrückstand gegenüber ihrem Mobilfunkbetreiber zu sein. Das Jugendbarometer der Credit Suisse zeigt: Während 2015 noch 3 Prozent Verbindlichkeiten gegenüber über dem Mobilfunkanbieter angaben, waren es ein Jahr später schon 7 Prozent – mehr als doppelt so viele.
Quelle: Credit Suisse, Jugendbarometer 2016
Zudem haben 11 Prozent der 16- bis 25-Jährigen auch Schulden bei Familienmitgliedern oder Bekannten. Ein Grossteil der Schweizer Jugendlichen hat zwar keine finanziellen Verpflichtungen; von den verschuldeten Jugendlichen gab aber ein Drittel an, allfällig vorhandene Schulden seien eine grosse oder sogar sehr grosse Belastung. Das sind 12 Prozent mehr als 2016.
Keine Ratenzahlung ohne Zustimmung der Eltern
Um zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche ungeschützt in die Schuldenfalle tappen, hat der Gesetzgeber die Ratengeschäfte klar geregelt. Das Konsumkreditgesetz (KKG) schreibt vor: Personen unter 18 Jahren dürfen keine Ratenzahlungen ohne die Erlaubnis ihrer Eltern tätigen. Denn nur Volljährigen darf ein Kredit gewährt werden. Eine eigene Kreditkarte oder das neue Smartphone auf Pump sind damit für Jugendliche ohne Zustimmung der Eltern ausgeschlossen. Das bedeutet: Schliesst ein Kind ohne Wissen und durch Unterschrift bestätigtes Einverständnis der Eltern einen Kaufvertrag mit Ratenzahlung ab, ist dieser rechtswidrig. Die Eltern können den Vertrag als nichtig erklären. Wichtig ist, dass sie den Händler vor der ersten Zahlung darüber informieren. Dann müssen weder das Kind noch die Eltern die angefallenen Rechnungen begleichen. Das gekaufte Produkt muss aber zurückgegeben werden.
Ratenzahlung heisst Kredit
Am besten verstehen Kinder, wie ein Kauf auf Raten funktioniert, wenn ihnen das zugrunde liegende Vertragsmodell bewusst wird: Bei einem Kauf mit Ratenzahlung schliessen sie gleichzeitig einen Vertrag über einen Finanzierungskredit ab – denn nichts anderes verbirgt sich hinter dem Prinzip der Ratenzahlung. Die Zahlungsbedingungen können sehr unterschiedlich sein: Mal wird bereits beim Kauf ein bestimmter Betrag angezahlt, mal ist die erste Rate erst später fällig. Auch unterscheiden sich die Laufzeiten der Verträge, die Höhe der Raten und die der Zinsen.
Bild: Fotolia
«Heute kaufen, morgen bezahlen» – für Kinder kann es schwierig sein, die Auswirkungen eines solchen Angebots zu erkennen. Deshalb ist es wichtig, ihm einerseits ein Vorbild zu sein und selbst nur in Ausnahmefällen auf Kredit einzukaufen – und andererseits immer
wieder darüber zu sprechen.
Diese Tipps können helfen, Ihr Kind für die Schuldenfalle Ratenzahlung zu sensibilisieren:
Tipp 1: Langzeitfolgen bewusst machen
Erklären Sie Ihrem Kind, dass es bei einer Ratenzahlung einen Vertrag abschliesst,
an den es lange gebunden ist, dass die Schulden über viele Monate oder sogar Jahre abbezahlt werden müssen – vielleicht sogar dann noch, wenn das Smartphone schon lange kaputt ist. Bei gleich mehreren auf Raten gekauften Produkten kommt so schnell ein unübersichtlicher
Berg an Schulden zusammen.
Tipp 2: Versteckte Kosten erklären
Erklären Sie Ihrem Kind den Unterschied zwischen gespartem Geld und einem
Kredit: In beiden Fällen dauert es eine ganze Weile, bis es die Summe für ein Produkt zusammengespart oder abbezahlt hat. Der Unterschied ist aber: Für einen Kredit bezahlt es Zinsen – das können bis zu 10 Prozent sein. Geben Sie Ihrem Kind ein Rechenbeispiel: Wenn es ein Smartphone für 500 Franken kaufen und 10 Prozent Zinsen für den Ratenkredit
bezahlen würde, müsste es 50 Franken zusätzlich aufbringen. Unter dem Strich ist die Ratenzahlung also oft deutlich teurer.
Tipp 3: Alternativen aufzeigen
Inspirieren Sie Ihr Kind, über Alternativen nachzudenken. Vielleicht wäre ein günstigeres
Modell eine Alternative? Oder es leiht sich ein altes Handy der Familie, bis es die Summe für sein Wunschgerät angespart hat. Vielleicht nimmt Ihr Kind auch einen Ferienjob an, um nicht so lange warten zu müssen – und freut sich dann über das Gefühl, sich das Smartphone
selbst erarbeitet zu haben.
In der Viva Kids World der Credit Suisse finden Eltern Tipps und Tricks für die Finanzerziehung. Kinder entdecken Finanzthemen gemeinsam mit der Viva-Kids-Bande.
credit-suisse.com/vivakidsworld
Florence Schnydrig Moserist Leiterin von Products & Investment Services bei der Credit Suisse und Auftraggeberin der
Taschengeldstudie.