«Meine Kinder sind für mich das grösste Geschenk» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Meine Kinder sind für mich das grösste Geschenk»

Lesedauer: 3 Minuten

Ich erzähle

Reto, 49, Anwalt und dreifacher Vater, glaubt, dass die Bindung zu jedem seiner Kinder im Alter von 11, 14 und 16 Jahren genau gleich ist.

«Die Bindung zu meinen Kindern ist viel enger und emotionaler als meine eigene zu meinen Eltern. Diese war hierarchischer, autoritärer, sachlicher. Wir Kinder mussten schon früh viele Aufgaben erledigen, Selbständigkeit wurde betont. Alles war genau geplant, den Takt gab die Agenda meiner Eltern vor. Mein Vater sagt von sich selber, dass er ein Familienmensch sei, aber sein Leben war aus meiner Sicht primär geprägt von Arbeit, Leistung und dem damit verbundenen Stress. Meine Mutter hat ­ebenfalls viel gearbeitet und war zusätzlich für den ­Haushalt und uns vier Kinder verantwortlich. Ich denke rückblickend, dass sie damit überfordert war. Ich wollte es immer anders haben. Meine Kinder sind für mich das grösste Geschenk, und ich bin jeden Tag ­dankbar dafür.

Insgeheim wünsche ich mir, dass wir als Familie noch ganz lange so innig
 zusammenbleiben können.

Ich wünsche mir sehr, dass meine Kinder zu mir ein ganz offenes und vertrauensvolles ­Verhältnis haben, dass sie mit ihren Anliegen, Bedürfnissen und Sorgen immer zu mir ­kommen können. Ich denke, das tun sie auch, je nach Alter und Temperament vielleicht anders.  Aus meiner Sicht ist die Bindung zu jedem meiner Kinder genau gleich. Ich kann aber nicht abstreiten, dass die Bindung zwischen meinen Kindern und meiner Frau eine andere ist, ­vielleicht emotionaler, da sie mehr zu Hause ist als ich. Aber es hat auch mit dem Charakter zu tun: Ich bin eher der rationale, bedachte Typ, meine Frau ist das genaue Gegenteil. Sie hat feinfühligere Antennen als ich, spürt die Sorgen und Bedürfnisse der Kinder viel schneller. Unser ältester Sohn wird Ende Jahr 17 Jahre alt, und ehrlich gesagt fürchte ich jetzt schon den Tag, an dem er ausziehen wird. Insgeheim wünsche ich mir, dass wir als Familie noch ganz lange so innig zusammenbleiben können.»

Dieser Text stammt aus dem Doppelheft Juli/August 2020. Sie können das gesamte Heft hier als Einzelausgabe bestellen.

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