Wie Eltern die Kreativität ihrer Kinder fördern können - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie Eltern die Kreativität ihrer Kinder fördern können

Lesedauer: 3 Minuten

In jedem Kind steckt die Freude am Entdecken, Ausprobieren und Erforschen. Im Schulalltag bleibt für die Förderung der künstlerischen Kreativität meist wenig Spielraum. Hier sind die Eltern deshalb besonders gefragt.

Unter Kreativität versteht man die Fähigkeit, zu gestalten, Neues zu erschaffen und produktiv zu denken. Kreative Menschen verfügen über ein aktives Wahrnehmungsvermögen und gutes Sozialverhalten. Weil sie Probleme in erster Linie als Herausforderung annehmen, gehören sie meist zu den Problemlösern: Sie sind aktiv, originell und haben den Mut, von Trampelpfaden abzuweichen.

Kreativität hilft der gesunden geistigen Entwicklung und beim Aufbau eines starken Selbstwertgefühls. Künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten und Ausdrucksformen sind auch wichtig bei der Verarbeitung von Schwierigkeiten und Problemen und ebenso bei der Identitätsfindung.

Die Freude am «Machen» fördert überdies die Lust an der Kommunikation: Das Kind erklärt sein Bild, es spricht über ein Lied, das es gelernt hat, oder über das Musikstück, das es gerade übt. Unmerklich werden immer auch das Gestaltungsund Vorstellungsvermögen geschult und das räumliche Denken trainiert. Und nicht zuletzt wollen kreative Kinder verstehen, analysieren, hinterfragen. Das sind wichtige Fähigkeiten fürs Leben, die später auch in sehr vielen Berufen gefragt sind.

Wenn man Kinder in ihrer Kreativität aber nicht angemessen unterstützt, können sie mit der Zeit das Vertrauen in die eigenen künstlerischen Fertigkeiten verlieren. Deshalb ist es wichtig, dass Sie als Eltern die kreative Entwicklung Ihres Kindes fördern, indem Sie an seine Fähigkeiten glauben und es zum Kreativsein ermutigen. 

Beobachten Sie Ihr Kind. Wie ist sein Spielverhalten, wie entwickelt es seine Fantasie? Singt, malt, liest oder tanzt es gerne, oder kann es sich besonders gut mit Worten ausdrücken? Wenn Sie festgestellt haben, was Ihr Kind besonders interessiert, können Sie es auf mancherlei Weise unterstützen. 

Vielleicht können Sie das notwendige Material oder eine spezielle Ausrüstung beschaffen beziehungsweise leihen – dann etwa, wenn es um ein Musikinstrument, einen Malkoffer oder Bastelmaterial geht. Zeichnet sich ab, dass sich das Kind wirklich in eine bestimmte Tätigkeit vertiefen möchte, suchen Sie entsprechende Schulungsmöglichkeiten. Der Aufwand kann je nach Tätigkeit ins Geld gehen – zögern Sie nicht, Beratung und allenfalls finanzielle Hilfe zu suchen.


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Dieser Artikel gehört unserem Online-Dossier zum Thema Resilienz an. Erfahren Sie mehr darüber, was Ihr Kind stark macht.


Das Kind entscheiden lassen

Überlassen Sie den Entscheid, welche kreative Richtung eingeschlagen werden soll, Ihrem Kind. Stehen Sie dann Ihrem Kind unterstützend zur Seite, indem Sie es beraten und Auskünfte einholen, um sein Interesse zu verwirklichen. Möchte das Kind nach kurzer Anlaufzeit schon wieder aufhören, sollten Sie nicht gleich zustimmen. Ihr Kind soll die Möglichkeit haben, die eigenen Fähigkeiten zu erproben, Lernerfahrungen zu machen, Freude und Stolz über Erreichtes und Erarbeitetes zu spüren – all das ist nicht möglich, wenn es gleich wieder aufgibt. Zeigt sich jedoch nach einiger Zeit, dass beispielsweise das falsche Musikinstrument gewählt worden ist oder dass der Töpferkurs eben doch nicht das Richtige war, sollten Sie dem Kind helfen, ein Tätigkeitsfeld zu finden, das ihm mehr entspricht.

Loben Sie. Auch wenn das Bild nicht ihrer Vorstellung von Kunst entspricht.

Durch Ihr eigenes Engagement können Sie die Motivation und das Interesse des Kindes an künstlerischen Tätigkeiten weiter fördern. Gehen Sie mit ihm hinaus in die Natur, sammeln Sie im Wald oder am Flussufer Material, aus dem man etwas basteln kann. Zeigen Sie dem Kind, wie man Papier falten oder wie man mit Handpuppen Theaterstücke aufführen kann, wie man im Wechselspiel eine Fortsetzungsgeschichte entwickelt, wie man beim Fotografieren das Auge auf ein besonderes Detail lenkt oder wie man sich im Tanz bewegt. Besuchen Sie mit dem Kind Museen, zeigen und erklären Sie ihm Bilder, die Ihnen besonders lieb oder vertraut sind – es gibt so viele Zugänge zu kreativem Tun und Erleben.

Was dabei nicht zu vergessen ist: Wenn Sie mit Ihrem Kind Eindrücke sammeln, sprechen Sie mit ihm darüber, tauschen Sie sich aus, und stärken Sie damit immer auch die Beziehung zu Ihrem Kind.

Soll man auch hässliche Bilder und schräge Töne loben?

Zeigen Sie aufrichtig Interesse an der künstlerischen Aktivität Ihres Kindes. Nehmen Sie sich Zeit und schenken Sie Ihrem Kind Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, wenn es Ihnen ein Bild oder eine Zeichnung zeigen, ein eben eingeübtes Musikstück vorspielen oder ein Gedicht aufsagen möchte. Gehen Sie, wenn möglich, immer an Schulauftritte, Wettbewerbe oder Konzerte Ihres Kindes.

Loben Sie es für seine Bemühungen und verzichten Sie darauf, zu tadeln oder zu kritisieren, auch wenn einmal ein Ton danebenging oder das Bild nicht unbedingt Ihren Vorstellungen von schöner Kunst entspricht. Wenn das Kind Sie nicht spezifisch danach fragt, überlassen Sie Verbesserungsvorschläge dem zuständigen Lehrer.

Ermutigen Sie ihr Kind, im Familienkreis etwas zu zeigen oder vorzuführen – aber zwingen Sie es nicht, wenn es Hemmungen hat. Schenkt Ihnen das Kind ein Bild oder hat es mit noch ungelenken Händen aus Ton eine Plastik geformt, lassen Sie das Werk nicht verschwinden, sondern stellen Sie es aus. Kunstwerke, auf die Ihr Kind sehr stolz ist, können Sie auch an einem besonderen Ort aufstellen oder einrahmen.

Bei der Entwicklung der Kreativität geht es nicht um Perfektionismus oder ambitiöse Zielsetzungen: Das Kind darf selbständig schöpferisch sein. Es geht um die Freude am Entdecken, Erfinden, Gestalten. Deshalb braucht es für die Förderung der kindlichen Kreativität Eltern, die unterstützen und ermutigen.


Susanne KurzMaster of Science (MSc), ist Psychologin am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg und arbeitet dort in der Fachstelle Triple P.
Susanne Kurz
Master of Science (MSc), ist Psychologin am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg und arbeitet dort in der Fachstelle Triple P.


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