Die drei Grundpfeiler des Spracherwerbs

Eltern sollten von Anfang an viel mit ihrem Kind sprechen. Was sie dabei beachten sollten.
Sprache nährt das frühkindliche Gehirn. Darum ist es wichtig, dass Eltern möglichst viel mit ihren Kleinkindern und Babys sprechen – dabei kommt es aber auch auf die Art und Weise an, wie neuste Forschungsergebnisse zeigen. Die inhaltlichen Hauptpfeiler der Thirty Million Words Initiative sind darum die «drei T», Empfehlungen, wie Eltern optimale sprachliche Anregungen schaffen:
1. Tune In: Stellen Sie sich auf das Kind ein
Beobachten Sie, wofür sich Ihr Baby oder Kleinkind gerade interessiert, und sprechen Sie mit ihm darüber, selbst wenn es Ihre Worte noch nicht versteht. Manchmal wird das Kind seinen Fokus schnell ändern – lassen Sie sich darauf ein. Vielleicht hat das Kind nach zwei Minuten keine Lust mehr auf das Buch, das Sie sich gemeinsam anschauen, und beginnt stattdessen, Klötze zu stapeln. Animieren Sie es in seinem neuen Spiel, kommentieren Sie es.
«Wenn Eltern beim Spiel den Fokus des Kindes übernehmen, statt seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken», sagt Dana Suskind, «regt das die Entwicklung seines Gehirns an. Es kann die Lernerfahrung verarbeiten, ohne dass es Energie dafür aufwenden muss, auf eine andere, weniger interessante Tätigkeit umzuschalten.»
Sprechen Sie mit Ihrem Baby, und zwar ab Tag eins.
2. Talk More: Reden Sie mehr
Sprechen Sie mit Ihrem Baby, und zwar ab Tag eins. Erzählen Sie ihm, was Sie gerade machen, beim Wickeln, Füttern oder Baden. «Diese Konversationen hören sich für Aussenstehende verrückt an», lacht Suskind, «aber sie sind wichtig. So speichert das Kind nach und nach die wiedergegebenen Laute und reiht sie irgendwann zusammen.»
Sagen Sie dem Baby, was es in seiner Hand hält, erklären Sie ihm, wozu der Gegenstand gut ist, schauen Sie gemeinsam nach, wo sich noch andere Dinge verstecken. Wenn es die Arme nach Ihnen ausstreckt, fragen Sie es, ob es hochgenommen werden will, bevor Sie es auf den Arm nehmen. Irgendwann wird es die Verbindung zwischen Wort und Geste machen. Wenn das Kind Ein-Wort-Sätze übt, etwa «Ball» sagt, zeigen Sie sich erfreut und erweitern Sie sein Wort zu einem Satz: «Du willst mit dem Ball spielen?» «Indem sie seine Wörter erweitern, anreichern oder auch einmal in einem anderen Kontext verwenden», sagt Suskind, «ermutigen Eltern ihr Kind zu einer noch detaillierteren Kommunikation. Sie machen ihm Lust auf Sprache.»
3. Take Turns: Achten Sie auf Gegenseitigkeit
Ermutigen Sie Ihr Kind, sich Ihnen mitzuteilen. Das verlangt jedoch, dass Sie seine Reaktion oder Antwort auch abwarten können. Kinder, die das Sprechen lernen, brauchen häufig eine Weile, bis ihnen das passende Wort einfällt. Widerstehen Sie der Versuchung, es ihm vorwegzunehmen, sonst ersticken Sie den Eltern-Kind-Austausch womöglich im Keim. Stellen Sie Ihrem Kind ausserdem Fragen, die es nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten kann, setzen Sie vielmehr auf «Wie» und «Warum». «Offene Fragen bemühen nicht nur den Wortschatz des Kindes, sie halten eine Konversation auch eher am Laufen», sagt Suskind. «Ausserdem eignen sie sich wunderbar dafür, um überhaupt ins Gespräch zu kommen.»