Wie gelingt eine gute Vater-Tochter-Beziehung?  - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie gelingt eine gute Vater-Tochter-Beziehung? 

Lesedauer: 11 Minuten

Väter fordern ihre Töchter heraus, reduzieren ihr Stresslevel, stärken ihr Selbstwertgefühl und beeinflussen spätere Partnerschaften sowie den beruflichen Weg. Die Beziehung birgt aber auch Schwierigkeiten.

Text: Katharina Hoch
Bild: Nana Lapushkina / Pexels, Rawpixel

Lisas Vater war charmant, eloquent und selbstbewusst. Manchmal auch etwas fordernd. Er packte die Dinge an und band seine Tochter in vieles mit ein. «Papa und ich haben ganz viel gewerkelt. Er hat mir schon früh gezeigt, wie man Dinge repariert oder etwas neu baut», erinnert sie sich.

Wie sehr Lisa ihren Vater verehrt, merkt man, wenn sie von ihm spricht. Lisa baut und schraubt heute noch gerne und ist eine selbständige Frau geworden, die ein eigenes Business auf die ­Beine gestellt hat. Einen Partner, der ihrem Vater das Wasser reichen kann, musste sie jedoch lange suchen. 

Alexandra hatte hingegen einen autoritären Vater. Er erwartete stets Gehorsam. «Beim Essen zwang er mich immer, so lange sitzen zu bleiben, bis ich aufgegessen hatte. Das war schrecklich», erzählt sie. Der Mann, mit dem sie selbst eine Familie gegründet hat, ist genau das Gegenteil – einfühlsam und liebevoll.

Für sehr viele Mädchen ist der Vater so etwas wie die erste Liebe. Die erste emotionale Bindung zum anderen Geschlecht.

Margrit Stamm, Erziehungswissenschaftlerin

Christina wiederum schaute schon als kleines Mädchen zu ihrem Vater auf, auch wenn er die Familie früh verlassen hat. «Er ist ein richtiger Managertyp, hat ein grosses Unternehmen aufgebaut. Das hat mich immer beeindruckt», sagt die junge Frau, die selbst eine erfolgreiche Laufbahn vorzuweisen hat. Ihren Partner bezeichnet sie als «Macher», was sie sehr an ihm schätzt. Er packt Sachen an, löst Probleme schnell. Genau wir ihr Vater.

Väter prägen Töchter auf unterschiedlichste Weise, wie diese drei Fälle zeigen. Mal werden sie verehrt, mal abgelehnt. Mal zum Helden oder zum Verbündeten, mal zu Gegenspielern. Was auch immer der Vater seiner Tochter bedeutet, eines bleibt er auf Lebzeiten: der Referenzmann. Er prägt das Männerbild seiner Tochter – im Guten wie im Schlechten.

«Der Vater ist der erste Mann im Leben einer Frau», sagt die emeritierte Professorin und Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm. «Für sehr viele Mädchen ist der Vater so etwas wie die erste ­Liebe. Die erste emotionale Bindung zum anderen Geschlecht.»

Somit hat das Verhalten des Vaters und die Qualität der Beziehung zu seiner Tochter grossen Einfluss auf deren spätere Paarbeziehungen. Darauf, welchen Partner sie wählt, welche Erwartungen sie an ihn hat und wie glücklich ihre Beziehung schlussendlich ist.

Die Bedeutung für künftige Partnerschaften ist jedoch nicht das einzige Besondere an der Vater-Tochter-Beziehung. Der Vater prägt auch massgeblich den beruflichen Werdegang seiner Tochter, mehr als den seines Sohnes.

«Im beruflichen Vorankommen von jungen Frauen spielen Väter eine ganz grosse Rolle», sagt der Psychotherapeut Allan Guggenbühl aus Zürich. «Töchter hören diesbezüglich sehr auf ihre Väter, Söhne hingegen eher nicht.»

Väter interagieren mit Töchtern anders als mit Söhnen

In der Konstellation Vater-Tochter steckt also viel Potenzial. Neben Einfluss auf Beruf und Partnerschaft können Väter auch das Selbstwertgefühl von Töchtern stärken und dienen sogar als Stresspuffer. Im besten Fall werden Vater und Tochter später zu Sparringspartnern und unterstützen sich gegenseitig.

Aber wie gelingt eine gute Vater-Tochter-Beziehung? Wie entwickelt sie sich in den einzelnen Lebensphasen? Und was stellt sie auf die Probe?

Die pädagogische Psychologin Sarah Zanoni aus Aarau begleitet seit 16 Jahren Kinder und Jugendliche. «In den ersten Jahren stellen Kinder ihre Eltern auf ein Podest. Sie bewundern sie, schauen zu ihnen auf», sagt sie. Papas werden für Töchter zu Helden, aber auch zu Herausforderern.

Die Beziehung zur Tochter baut eher auf Zärtlichkeit und Nähe, die zum Sohn eher auf Wettbewerb und Rivalität.

Inge Seiffge-Krenke, Professorin für Entwicklungspsychologie aus Mainz, zitiert neuere Studien, die zeigen: Väter spielen mit ihren Kindern generell wilder, vor allem mit den Söhnen, aber auch mit den Töchtern.

Sie muten den Mädchen in der Regel mehr zu als ihre Mütter, fordern sie im Spiel heraus und interagieren sogar anders mit ihnen. So heben Väter bei Töchtern das Geschlecht, sprich ihre Weiblichkeit hervor. Bei ihren Söhnen tun sie dies weniger. Das fanden auch Forscher der University of Georgia in den USA heraus.

In einer Studie untersuchten sie 2017 das unterschiedliche Spiel- und Interaktionsverhalten von Vätern mit ihren Töchtern und Söhnen. Es zeigte sich, dass Väter beim Spielen mit Töchtern eher Wörter verwendeten, die sich auf den Körper bezogen, etwa «Bauch» oder «Fuss». Bei Jungen benutzten sie hingegen mehr leistungsbezo­gene Wörter wie «Gewinn» oder «Stolz». Zudem sangen Väter mehr mit ihren Töchtern und spielten mit ihnen aufmerksamer.

Väter sind ein regelrechtes Antidepressivum. Sie ­wirken beruhigend, wenn Mädchen unter Stress geraten.

Inge Seiffge-Krenke, Professorin für Entwicklungspsychologie

«Auch wenn Väter ihre Töchter gerne mal im Spiel herausfordern, sind sie dennoch sanfter zu ihnen als zu ihren Söhnen», so Seiffge-Krenke. Generell kann man sagen: Die Beziehung zur Tochter baut eher auf Zärtlichkeit und Nähe, demgegenüber spielen bei der Vater-Sohn-Beziehung Wettbewerb und Rivalität eine grössere Rolle.

Ein wichtiger Moment in der Vater-Tochter-Beziehung ist der Beginn der Pubertät. Ob das Verhältnis weiterhin gut bleibt, hängt unter anderem davon ab, ob der Vater es schafft, zu akzeptieren, dass aus dem kleinen Mädchen eine erwachsene und selbständige Frau wird.

Gelingt ihm das, ebnet dies den Boden für eine Beziehung, die nicht nur eine lebenslange Verbindung sein, sondern auch das Selbstwertgefühl, die Stressregulation, den beruflichen Werdegang oder die Partnerschaftszufriedenheit der Tochter positiv beeinflussen kann.

Väter als Stresspuffer

Wie gut Väter Stress abfedern können – und das bereits vor den Teen­agerjahren –, zeigt eine 2015 publizierte Längsschnittstudie von Inge Seiffge-Krenke und israelischen Kollegen. Darin wird deutlich, dass Väter einen grossen Effekt auf die Stressregulation ihrer Töchter haben.

«Väter sind ein regelrechtes Antidepressivum», sagt die Entwicklungspsychologin. «Wenn Mädchen unter Stress geraten, sind Mütter von ihnen schneller genervt, was zu noch mehr Konflikten führt. Väter hingegen behalten eher die Ruhe und wirken beruhigend.» ­

Ausserdem falle es Mädchen ­leichter, von ihrem Vater Unterstützung anzunehmen, so Seiffge-­Krenke. Untersuchungen der amerikanischen Psychologin Jennifer Byrd-Craven zur hormonalen Stressaktivität haben zudem gezeigt, dass eine warmherzige Vater-Tochter-Beziehung im Jugendalter zu einem niedrigen Cortisolspiegel bei Mädchen führt. Väter können für ihre Töchter also ein regelrechter Stresspuffer sein. 

Zusätzlich kommt den Vätern eine wichtige Rolle im Hinblick auf das Selbstwertgefühl ihrer Töchter zu. Eine Befragung der Familien­soziologin Renske Keizer und Kolleginnen unter mehr als 500 niederländischen Jugendlichen hat gezeigt, dass sich Mädchen selbstbewusster fühlten, wenn sich die Beziehung zu ihren Vätern verbesserte. Bei Söhnen konnte man diesen Zusammenhang nicht feststellen. 

Die Thurgauer Psychologin und Publizistin Julia Onken hat eine Erklärung dafür, warum Väter fürs Selbstwertgefühl ihrer Töchter essenziell sind. In ihrem Buch «Vatermänner» schreibt sie: «Die Mutter ist das gleiche Geschlecht, und das gleiche ist eben nicht das andere. Ihre liebende Zuwendung kann für Mädchen niemals die gleiche Auswirkung haben. Die gegengeschlechtliche Beantwortung kann nur vom Vater vermittelt werden. Sie ist das Grundkapital, um einst selbstsicher zu sein und Selbstvertrauen zu besitzen.»

6 Tipps für die Vater-Tochter-Beziehung :

1. Väter sollten versuchen, ihre Töchter ernst zu nehmen – dann sind sie auch kooperativer und es gibt weniger Konflikte.

2. Gerade bei Töchtern kommen zynische Bemerkungen sehr schlecht an, daher sollten Väter solche unbedingt vermeiden.

3. Psychologin Sarah Zanoni rät: Väter können ihre Töchter ruhig mal fragen, was sie an ihnen stört oder was sie besonders nervt – die Väter sollten sich das zu Herzen nehmen und wenn möglich ändern.

4. Kleine Beziehungsmomente nutzen, um im Gespräch zu bleiben, zum Beispiel auf dem Weg zum Sporttraining. Wichtig: Sprechen fällt leichter, wenn man nebeneinander steht oder sitzt und nicht frontal aufeinander blickt.

5. Wenn die Tochter ihre Ruhe will, dann muss man das akzeptieren.

6. Kinder reagieren stark auf Mimik und Gestik. Wenn ein Vater mit offener Körpersprache auf seine Tochter zugeht und ein Lächeln im Gesicht hat, ist das die richtige Basis für ein gutes Gespräch.

Reagiert der Vater auf die Bedürfnisse seiner Tochter, zeigt er Interesse an ihr und ihrer Entwicklung, nimmt er sie wahr, wird sie einen gesunden Selbstwert entwickeln. Tut er dies nicht, wird sie diesen «Mangel an Resonanz als negatives Grundmuster für ihre Weiblichkeit einspeichern», so Onken. 

Nicht jedes Mädchen wächst mit einem Vater auf, beispielsweise wenn die Mutter alleinerziehend ist oder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt. Anstelle des Vaters kann es dann natürlich auch andere männliche Bezugspersonen aus dem Freundes- und Familienkreis geben.

Der Einfluss des Vaters auf spätere Partnerschaften

Die körperliche Veränderung in der Pubertät ist ein Thema, mit dem Mädchen-Väter häufig ihre Schwierigkeiten haben, weiss Erziehungswissenschaftlerin Stamm. Und es ist ein Moment, in dem sich zeigt, ob ein Vater bereit ist, anzunehmen, dass seine Tochter nun erwachsen wird.

«Die Väter sind oft verunsichert und wissen nicht, wie sie mit der Tochter umgehen sollen, die zur jungen Frau heranwächst», sagt Stamm. «Die Töchter haben plötzlich Liebeskummer, beschäftigen sich zunehmend mit ihrem Körper und den damit verbundenen Veränderungen, ziehen sich immer mehr zurück», so Stamm.

Der Rückzug der Tochter kommt für Väter oft überraschend und ist schwer nachvollziehbar, denn schon ein Jahr bevor die körperliche Reife sichtbar wird, fangen Töchter an, sich vom Vater zu distanzieren. «Es ist wichtig, dass Väter diesbezüglich feinfühlig mit der Tochter umgehen und ihren Rückzug akzeptieren», sagt Psychologin Zanoni. Nur so könne eine gute Beziehung weiterhin bestehen bleiben.

Wenn Väter die körperliche Entwicklung ihrer Töchter begleiten, durch Akzeptanz und ohne zu kritische Bemerkungen über deren Äusseres, kann das sogar eine positive Auswirkung auf spätere Partnerbeziehungen haben.

Mädchen, die ihren Vater stark idealisieren, könnten später Schwierigkeiten haben, einen passenden Partner zu finden oder die Beziehung zu ihm so zu gestalten, dass sie dauerhaft funktioniert.

Wissenschaftlerin Seiffge-Krenke fand im Rahmen ihrer Längsschnittstudie auch heraus, dass Mädchen, die während der Adoleszenz von ihrem Vater ein positives Körpergefühl vermittelt bekommen haben, im Erwachsenenalter zufriedener und glücklicher waren. 

Zudem ist der Vater der erste Mann im Leben einer Frau und prägt daher das Männerbild ungemein. «Der Vater dient als Männermodell», sagt Julia Onken. In ihrem Buch schreibt die Autorin: «Den Grunddialog mit dem männlichen Geschlecht lernen wir nicht mit der Mutter, sondern in der Beziehung mit dem Vater. Diesen Urtext werden wir nie wieder vergessen. Die Begegnung mit dem Vater eröffnet uns zum ersten Mal die männliche Welt. Er legt den Grundstein dafür, wie wir uns später in dieser Welt einrichten werden.»

Habe die Tochter vom Vater die notwendige Zuwendung erfahren, werde diese dazu neigen, einen Partner zu suchen, der gleichermassen positiv auf sie reagiere, so Onken. Laste hingegen das vom Vater erlebte Desinteresse auf ihr, könne es sein, dass eine ­junge Frau dieses auf ihren Partner übertrage: «Dann muss der Partner quasi auslöffeln, was der Vater der Tochter eingebrockt hat.»

Mädchen, die ihren Vater wiederum stark idealisierten, könnten später Schwierigkeiten haben, überhaupt einen passenden Partner zu finden oder die Beziehung zu ihm so zu gestalten, dass sie dauerhaft funktioniere.

Die Serie Eltern-Kind- Beziehungen

Jede Eltern-Kind-­Beziehung ist einzigartig. Doch was zeichnet die ­verschiedenen Geschlechterkonstellationen aus? Wie unterscheidet sich das Verhältnis einer Mutter zur Tochter von jenem zum Sohn? Und was gibt es Spezielles zwischen Vater und Tochter oder Vater
und Sohn? Diese Serie beleuchtet die Besonderheiten jeder dieser vier Konstellationen – und gibt Müttern und Vätern praktische Tipps für eine gute Beziehung mit ihrem Sohn oder ihrer Tochter.

Warum Väter jugendliche Töchter oft auf die Palme bringen

Die Pubertät stellt generell eine schwierige Phase für das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern dar. Töchter und Söhne ziehen sich oft zurück, was völlig normal ist. Gerade in Bezug auf ihre Töchter versuchen Väter manchmal auf unbeholfene und eher ungünstige Art und Weise, den Kontakt wieder herzustellen, weiss Psychologin Zanoni: «Was Väter in dieser Zeit oft falsch machen, ist, dass sie ihre Töchter nicht ernst nehmen und häufig zynische Bemerkungen machen.»

Schwierig wird es, wenn Väter ihren Töchtern das Gefühl vermitteln, es besser zu wissen, und nicht bereit sind, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. 

Aber es seien nicht nur zynische Worte, die Töchter oft auf die Palme brächten, sondern auch altmodische Ansichten: «Wenn der Vater auf althergebrachten Werten herumreitet oder behauptet, früher sei alles besser gewesen, regt das gerade Töchter auf, weil Mädchen im Gegensatz zu Söhnen oft früher über viele Themen des Lebens nachdenken und sich eine eigene Meinung dazu bilden», sagt Zanoni.

Auch Haltungen des Vaters zu Themen wie Emanzipation, Diskriminierung, Klima oder Ernährung können stark von denen der Tochter abweichen. Das führt zu vielen Diskussionen. Schwierig wird es vor allem, wenn Väter ihren Töchtern das Gefühl vermitteln, es besser zu wissen, und nicht bereit sind, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. 

Väter als Erfolgsfaktor im Beruf

Worauf Väter wiederum einen grossen positiven Einfluss haben können, ist der berufliche Werdegang ihrer Töchter. Und zwar viel mehr als auf die Karriere ihrer Söhne. Die Forscherin Eirini Flouri wertete Daten von 13 000 amerikanischen Kindern aus, die von ihrer Geburt bis zum 33. Lebensjahr begleitet wurden.

Es zeigte sich: Gerade eine sichere Vater-Tochter-Bindung fördert den beruflichen Erfolg. Väter fördern Selbständigkeit und Ehrgeiz ihrer Töchter mehr, als Mütter es tun. Und wenn die Beziehung gut ist, Vater und Tochter viel Zeit miteinander verbringen, dann werden diese Fähigkeiten bei Mädchen besonders gestärkt, was sich auf den beruflichen Werdegang auswirken kann.

Dass Väter ganz besonders die Karriere ihrer Töchter fördern, weiss auch Jugendexperte Guggenbühl: «Sehr viele Frauen, die sich im Beruf durchsetzen und erfolgreich sind, wurden stark vom Vater gefördert.» Psychologin Zanoni bestätigt dies, räumt aber ein, dass zu hohe Erwartungen kontraproduktiv wirkten und Mädchen unter Druck setzen könnten. 

Literatur und Anlaufstellen:

  • Susann Sitzler: Väter und Töchter. Ein Beziehungsbuch. Klett-Cotta 2021, 304 Seiten, ca. 32 Fr.
  • Inge Seiffge-Krenke: Väter, Männer und kindliche Entwicklung: Ein Lehrbuch für Psychotherapie und Beratung. Springer 2016, 225 Seiten, ca. 53 Fr.
  • Julia Onken: Vätermänner: Ein Bericht über die Vater-Tochter-Beziehung und ihren Einfluss auf die Partnerschaft. C.H. Beck 2020, 205 Seiten, ca. 20 Fr.
  • Jugendcoaching Sarah Zanoni: www.jugendcoaching.ch
  • Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen: www.maenner.ch

Aber wie fördert man seine Tochter dann richtig? «Indem man sie als Vater bestärkt, ihr ihre Fähigkeiten aufzeigt, ihr etwa sagt: ‹Du hast ­deine Matura super gemacht, jetzt geh studieren, du kannst das!›», so Guggenbühl.

Gerade bei Töchtern habe so eine Unterstützung grosse Auswirkungen auf ihre Karriere. Töchter nähmen den Rat und die Förderung von Vätern gut an – im Gegensatz zu Söhnen. «Buben wollen meist etwas anderes, als Väter ihnen raten, und sie begehren auch öfter auf, gerade gegen ihren Vater. Das gehört einfach zu ihrer Entwicklung», so Guggenbühl.

Töchter wollen vom Vater erfahren, wie das andere Geschlecht tickt

Wenn Mädchen die Pubertät langsam hinter sich lassen und zu jungen Frauen werden, verändert sich die Beziehung zum Vater nochmals. Sie holen sich öfter Rat bei ihm, gerade wenn es um sachliche Themen wie Karriere oder Finanzen geht. Aber nicht nur da.

Töchter fragen auch beim Thema Partnerschaft bei ihren Vätern nach, wenn sie etwa Fragen zum männlichen Geschlecht haben. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2011 von Katherine Hutchinson und Julie Cederbaum mit 19- bis 22-jährigen Frauen wurde deutlich, dass Töchter beim Thema Partnerschaft von ihren Vätern vor allem wissen wollen, wie «Männer ticken», wie sie denken und fühlen.

Mithilfe ihrer Väter wollen junge Frauen das ­andere Geschlecht besser verstehen. Über diese und weitere Themen können Väter und Töchter in Kontakt bleiben. Wichtig ist dabei, dass Väter ihre Töchter ernst nehmen und ehrliches Interesse zeigen. Dann können sie zu wichtigen Sparringspartnern fürs Leben werden. Denn: Töchter brauchen ihre Väter – nicht nur, wenn sie klein sind.

Das Wichtigste in Kürze
  • Im Kleinkindalter beschäftigen sich Väter aufmerksamer mit ihren Töchtern als mit ihren Söhnen, sie singen mehr mit ihnen und betonen schon früh ihre Weiblichkeit.
  • Wenn die Beziehung zwischen Vater und Tochter innig ist, kann das einen positiven Effekt auf das Selbstwertgefühl und auf das Stressempfinden von Mädchen und jungen Frauen haben.
  • In der angehenden Pubertät verunsichert Väter die körperliche Veränderung ihrer Töchter, die wiederum immer mehr auf Distanz gehen.
  • Als Teenager fühlen sich Töchter von ihren Vätern oft nicht ernst genommen und sind genervt von zynischen Bemerkungen, die seitens des Vaters eher als Kontaktaufnahme gemeint sind.
  • Väter sind für ihre Töchter Männermodell und Referenzmann.Darum hat der Vater einen grossen Einfluss auf spätere Partnerschaften der Tochter, ihre Erwartungen an künftige Partner sowie ihre Zufriedenheit in späteren Liebesbeziehungen.
  • Auch bezüglich der Karriere spielen Väter eine wichtige Rolle, da sie Selbständigkeit und Ehrgeiz ihrer Töchter fördern und Töchter in diesem Lebensbereich besonders auf den Rat ihrer Väter hören.

Katharina Hoch
ist freischaffende Journalistin und lebt mit ihrer Familie in München.

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