Eine Hommage an meinen Vater - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Eine Hommage an meinen Vater

Lesedauer: 2 Minuten

Bierbrausets oder spezielle Blumen für Männer (die man dann mit dem selber gebrauten Bier giessen kann?!) – der Vatertag wird auf rasante Weise verkommerzialisiert analog zum Muttertag. Ich nehme einen Schluck vom nicht-selbst-gebrauten Bier und nehme den kommenden Vatertag zum Anlass, für eine ganz persönliche Hommage an meinen Vater. 
Es war Mitte der Achtzigerjahre, ich stand am Anfang der Pubertät, da fand im Nachbarsdorf die regionale Gewerbeausstellung statt. Für coole Jugendliche wie mich ein Leuchtturm-Anlass schlechthin. Superlativen waren gerade gut genug für mich: Alles musste möglichst laut, schnell und gross sein.

Zusammen mit meinem Vater besuchte ich die Messe und wir manövrierten uns zielstrebig zum Autostand. Erst wenige Monate vorher hatte mir mein Vater eine schnittige Seifenkiste gebaut.  Nun galt es herauszufinden, ob der Rivella-Bausatz mit einem tüchtigen V8-Motor gepimpt werden könnte. Oder, noch besser, wie viel Sackgeld ich für den roten Flügeltürer benötigen würde. Genau der, mit dem ich jedes Quartett-Spiel gewann.

Mein Vater umschiffte zielsicher jeden Krisenherd

Die Rechnung ging nicht auf. Rund 28’000 Wochen oder knapp 540 Jahre würde meine Sparzeit dauern bis zum flotten Flitzer. Eine gefühlte Ewigkeit, die sich auch nicht durch eine progressive Sackgeldentwicklung verkürzen liess. Ich war am Boden zerstört, mein pubertärer Hochflug ausgebremst wie besagter Flitzer in einer 30er Zone. Enttäuschung pur.

Mein Paps erkannte das sofort. Er nahm mich in den Arm und seine tröstenden Worte, welche er diesem Moment aus dem Ärmel zog, haben mich als Menschen geprägt und sind mir bis heute glasklar in Erinnerung. «Schau mal, dieser kleine Kofferraum, da findet doch nicht einmal dein Skateboard Platz!». Beim nächsten Boliden: «Nur zwei Türen?! Wo sollen denn alle deine Freunde sitzen?» Oder dann eben bei meinem Flügeltürer: «Bei diesem Motorenlärm hörst du ja deine Lieblingsmusik nicht mehr.»

«Nur zwei Türen?! Wo sollen denn alle deine Freunde sitzen?»

Er hatte den Dreh raus. Ohne meinen Träume zu zerschmettern, schaffte er es, inmitten dieser Luxusschlitten und auch bei späteren Situationen, viele kleine und grosse Bubensorgen verschwinden zu lassen. Es gelang ihm, Ruhe zu bewahren, meine Wünsche ernst zu nehmen und er half mir mit seiner tiefen Zuneigung Ängste, Unsicherheiten und Ärgernisse zu verdauen. Er ermutigte mich beim Griff nach den Sternen und tröstete beim Fall vom Schaukelpferd.

Noch heute lachen wir über diese Erinnerungen. Sein wohlwollend eingesetzter Sarkasmus, der bei einigen Tröstformulierungen unbestritten mitgeschwungen hat, sei ihm verziehen. Dieser liebevolle Sarkasmus, ging ebenfalls in meine DNA über – nicht immer zur Freude meiner Liebsten, doch zu meinem Stolz. Mein Vater und ich hatten uns beide durchschaut – und das war total O.K.  

Drei Generationen Luther: Patrik mit seinem Vater und seiner Tochter. 
Drei Generationen Luther: Patrik mit seinem Vater und seiner Tochter. 
Heute bin ich selber zweifacher Vater und es ist mein allergrösster Wunsch, dass ich für meine Kinder genau solche Erinnerungen schaffe. Ich möchte ihnen ein Anker sein im Leben und immer dann einen tröstenden Satz zücken können, wenn es nötig ist. Dank meinem Vater bin ich bereit für Gespräche über Rennautos und sonstige lebenswichtige Themen im Leben meiner Töchter. 
An meinen Paps: Vielen Dank, du bist mein Held! Für mich bist du der Ferrari unter den Vätern. 
Meinen Töchtern will ich das Leben und Erleben schmackhaft machen und sie wissen lassen, dass meine Auffangarme jederzeit bereit sind. Denn so durfte ich aufwachsen. Merci Paps. 
Meinen Töchtern will ich das Leben und Erleben schmackhaft machen und sie wissen lassen, dass meine Auffangarme jederzeit bereit sind. Denn so durfte ich aufwachsen. Merci Paps. 

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Patrik Luther ist stellvertretender Verlagsleiter beim ElternMagazin Fritz+Fränzi. Er ist Vater von zwei Töchtern, 7 und 2 Jahre alt. 
Patrik Luther ist stellvertretender Verlagsleiter beim ElternMagazin Fritz+Fränzi. Er ist Vater von zwei Töchtern, 7 und 2 Jahre alt.