Editorial und Coverfilm im April - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Editorial und Coverfilm im April

Lesedauer: 1 Minuten

Chefredaktor Nik Niethammer spricht im Coverfilm über die wichtigsten Themen der April-Ausgabe: Hausaufgaben, Übergewicht, Hochbegabung und vieles Mehr
Liebe Leserinnen und Leser

Nach 44 Jahren lüfte ich ein Geheimnis. Einige der Deutschaufsätze in der Primarschulzeit («Mein schönstes Ferienerlebnis», «Ein Tag bei meinem Grossvater») habe ich nicht allein geschrieben. Meine Mutter, eine frühere Journalistin, hat mir dabei geholfen. Wir haben so lange an jedem Satz geschraubt, bis es passte. Meine Mutter hat ganze Arbeit geleistet: Für die meisten Aufsätze erhielt ich von Lehrer Niederer eine glatte 6 und durfte sie ins goldene Buch übertragen.

Ich erwähne das deshalb, weil wir uns bei den Arbeiten am vorliegenden Dossier «Hausaufgaben» intensiv mit diesen Fragen beschäftigt haben. Sollen Eltern ihre Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen? Und wenn ja – wie? Die Experten sind sich uneins: Hausaufgaben sind für die Schüler, nicht für die Eltern, lautet eine Botschaft. Eine andere: Eltern müssen ihre Kinder davon abhalten, zu lange an den Hausaufgaben zu sitzen. Eine dritte These lautet: Hausaufgaben sind ein Bindeglied zwischen Schule und Elternhaus. Wenn Eltern sich bei den Hausaufgaben ihrer Kinder engagieren, zeigen sie Interesse. Und wissen, was ihr Kind in der Schule so treibt.

Unsere aktuelle Ausgabe ist ab dem 6. April am Kiosk.
Unsere aktuelle Ausgabe ist ab dem 6. April am Kiosk.
Die Frage, wie viel Hausaufgaben sinnvoll sind oder ob sie nicht besser abgeschafft werden sollten, wird seit Jahren leidenschaftlich debattiert. «Es gibt kein einziges Argument für Hausaufgaben in den ersten sechs Schuljahren», sagt Kinderarzt und Buchautor Remo Largo. «Mit Auswendiglernen, Prüfungen und Noten wird in unseren Schulen eine Treibjagd veranstaltet, die nichts bringt.» Largo wünscht sich mehr Individualität im Unterricht und eben auch beim Lernen. «Es ist die Herausforderung für Eltern und Lehrpersonen, herauszufinden, wie das Kind mit welchen Lernerfahrungen in seiner Entwicklung unterstützt werden kann.»

«Wissenschaftlich gesehen wären die wichtigsten Schulfächer Musik, Sport, Theaterspielen, Kunst und Handarbeiten.»

Manfred Spitzer, deutscher Hirnforscher und Buchautor

Persönlich halte ich eine Verlagerung der Hausaufgaben in die Schule als geeignetste Massnahme, um Schule und Freizeit besser zu trennen und die Chancenungleichheiten nicht weiter zu verstärken. Es ist leider eine Tatsache, dass Kinder aus bildungsferneren Schichten selten Unterstützung bei den Hausaufgaben erhalten. Dasselbe gilt für Schüler mit Vollzeit arbeitenden Eltern.

Die Hilfe meiner Mutter habe ich damals gerne angenommen. Trotzdem: Aus einiger Distanz und mit dem heutigen Wissen sehe ich ihr Engagement kritisch. Als zweifacher Vater interessiere ich mich selbstverständlich für die Hausaufgaben meiner Kinder – aber ich werde mich hüten, diese für sie zu erledigen.

Herzlichst – Ihr Nik Niethammer