Freundschaft: Unser Fokus im Oktober-Magazin - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Freundschaft: Unser Fokus im Oktober-Magazin

Lesedauer: 2 Minuten

Wie finden Kinder Freunde und was macht eine Kinderfreundschaft aus? Das ist unser Dossier-Thema im Oktober. Was Sie sonst noch erwartet, erzählt Chefredaktor Nik Niethammer im Coverfilm. Im Text teilt er eine ganz persönliche Geschichte.

Welche Themen wir im Oktober 2018 für Sie haben, verrät Chefredaktor Nik Niethammer im Coverfilm. Das Magazin können Sie hier bestellen oder Sie kaufen es ab dem 8. Oktober 2018 am Kiosk.

Liebe Leserin, lieber Leser

Er hiess Markus und war mein bester Freund. Wir sind zusammen zur Schule gelaufen, haben im Wald Ameisen geärgert und einmal beinahe ein Haus angezündet. Stets haben wir uns ausgemalt, was wir tun würden, wenn wir gross sind: Schokolade essen, bis der Bauch platzt. Den ganzen Tag «Raumschiff Enterprise» gucken. Niemandem gehorchen.

Ich war ein schüchterner Bub und bewunderte Markus für seinen Mut und sein forsches Mundwerk. Er fand Schule überschätzt, trug lange Haare und oft auch im Winter kurze Hosen. Mein Freund war ein Rotzbengel. Heute würde man sein Verhalten als auffällig bezeichnen und ihn vermutlich abklären. Damals war er einfach der wilde Markus.

Manchmal prügelten wir uns, wie das gute Freunde eben tun, um uns bald wieder zu versöhnen. Wir waren unzertrennlich. Bis zu dem Tag, an dem etwas geschah, was mich bis heute beschäftigt. Ich sammelte damals leidenschaftlich Briefmarken, wünschte mir zu Weihnachten und zum Geburtstag nichts mehr als einen Satz Pro Juventute oder Pro Patria. Je älter, desto wertvoller. Markus hielt mir plötzlich einen Umschlag unter die Nase und beim Öffnen bekam ich feuchte Hände. Im Umschlag steckte eine Briefmarke, ein wertvolles Exemplar mit Stempel und intakten Zähnen. Woher er sie hatte, weiss ich nicht. «Willst du sie haben? – «Ja», sagte ich wie elektrisiert. «Was möchtest du dafür?» – «Weiss nicht.» – «Ich geb dir meine Turnschuhe. Und mein Transistorradio.» – «Das ist zu wenig.» – «Meine Rollschuhe. Du kannst meine Rollschuhe haben.» – «Nein», sagte Markus. Dann nahm er die Briefmarke und zerriss das Stück Papier vor meinen Augen.

«Unsere Freundschaft war nicht mehr dieselbe – ich war zutiefst verletzt.»

Ich fühlte mich ohnmächtig, wie betäubt. Für ihn war es keine grosse Sache, er fand es lustig, mich so zu erschrecken. Unsere Freundschaft war von diesem Tag an nicht mehr dieselbe, ich war zutiefst verletzt. Später verloren wir uns aus den Augen. Wie es Markus heute geht, weiss ich nicht. Ich frage mich, ob er sich noch an die Geschichte mit der Briefmarke erinnert. Und ob es ihm leidtut.

Warum ich Ihnen diese Geschichte erzähle? Sie geht mir immer noch nach, obwohl ich damals erst zehn war. Es war ein fundamen­tales Ereignis in meinem noch jungen Leben, auch, weil ich es nicht geschafft hatte, meinen Freund zur Rede zu stellen und ihm zu erklären, wie sehr er mich gedemütigt hat. Freundschaften kommen und gehen, einige bleiben. Sie sind so vielfältig wie das Leben.

Von Freundschaften und der Frage, wie sie uns prägen und warum sie so wichtig sind für die kindliche Entwicklung, handelt unser vorliegendes Dossier. Die Psychologen Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler zeigen auf, wie eine Freundschaft uns erlaubt, unser Selbst zu erweitern. Und sie erklären, was Eltern tun können, wenn sich ihr Sohn, ihre Tochter schwer tut, anderen Kindern näherzukommen.

Einer meiner Lieblingssätze im Dossier stammt von Gabriel. Auf die Frage, wie er seinen besten Freund Lovis kennengelernt hat, sagt der Fünfjährige: «Ich bin in die Krippe gekommen und er war auch da. Ich kann nichts dafür, er ist einfach mein bester Freund.»

Herzlichst – Ihr Nik Niethammer


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Das neue Magazin ist ab dem 8. Oktober am gut sortierten Schweizer Kiosk erhätlich!

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