Autsch, enthront! - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Autsch, enthront!

Lesedauer: 2 Minuten

Früher war unsere Elternbloggerin Ulrike Légé die Grösste für ihre Kids. Jetzt ist sie ihnen nur noch peinlich. Was gäbe sie dafür, noch einmal so angestrahlt zu werden wie früher …

Explodierte Windeln, Oscar-würdige Trotzanfälle, spitze Bauklötze auf dem Boden – das meiste, was die Kleinkind-Zeit ausmacht, wünsche ich mir nicht zurück. Aber diesen Blick. Dieses begeisterte Hopsen und Quietschen, nur weil ich den gleichen Raum betrete … Was gäbe ich dafür, das noch einmal zu erleben! Heute ernte ich entnervtes Augenrollen und Seufzen, nur weil ich es wage, zu existieren.

Als Baby- und Kleinkind-Eltern kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Ok, dieses ganze Eltern-Ding ist noch brandneu, die Kleinen können nix sagen und man tapst im Nebel aus Rätseln und Müdesein. Aber sobald man sein Kind hochnimmt und es ansieht – da geht die Sonne auf. Sie strahlen uns an, auch wenn wir mit Stillflecken übersäht sind. Sie lachen sich tot, nur weil wir Lippen-pupsen. Als Mami und Papi von einem kleinen Kind ist man ein Star in einer Welt ohne Kritiker. 

«Also, Mami, ich find die Frau Büttiker vom Kinderturnen VIEL hübscher als Dich. UND sie kann es besser!»

Leider sehen wir in den kommenden Jahren wie das Kinderstrahlen matter wird, wie sich kleine Zweifel an unserem Status einschleichen. «Du-hu, aber unsere Lehrerin sagt, Tomaten sind Früchte, kein Gemüse.» Eine Weile kann man sich noch rausreden à la «ja, sicher, das kann man auch so sehen…». Aber wir spüren, unser Stern sinkt, andere gehen auf und leuchten heller. Und irgendwann, wenn wir uns gerade durch einen grautrüben Elterntag quälen, kommt es: «Also, Mami, ich find die Frau Büttiker vom Kinderturnen VIEL hübscher als Dich. UND sie kann es besser!»

Autsch, entthrohnt! Mal eben so, neben dem krümeligem Esstisch. Ohne Rücksicht darauf, dass wir diesem undankbaren Wesen 5000 Mal die Windeln gewechselt haben. Alles vergessen. Unser Bonus gestrichen, vom Eltern-Thron runtergeschubst. 

Die Teenie-Attüdie: Mama wird vom Star zum Praktikanten degradiert

Spätestens wenn aus dem Kind ein Teenie wird, haben wir nicht einmal mal eine Statistenrollen in ihrem Film. Wir stehen unter dem kritischsten Blick aller Zeiten. Vom Star direkt runterdegradiert zum unbezahlten Praktikanten, der ihnen rund um die Uhr Fünf-Sterne-Service bieten kann und dafür noch angepatzt wird.

Früher konnten wir nichts falsch, jetzt plötzlich nichts mehr richtig machen. Unsere Wortwahl? «Boah, versucht bloss nicht, wie wir zu reden, das ist so endpeinlich!». Unser Einrichtungsstil? «Soll das Fusselzeug hier hyggelig sein, oder was?». Unsere Klamotten? «Also, die Jeans hätten Dir selbst vor 20 Jahren nicht gestanden». Unsere Jobs? «So blöd, sich so ausbeuten zu lassen, muss man erst mal sein!». Unsere Wahl, unsere Werte, unsere Visage: Alles so was von Scheisse.

Einmal will ich noch so richtig angestrahlt werden! Wie ich das hinkriege? Überraschungs-Party mit DJ Antoine organisieren, Hubschrauber bestellen, Justin Bieber und Hailey Baldwin einfliegen mit angesagter Lederjacke als Party-Outfit für jeden Gast?

Käme sicher alles gut an. Bis zu dem Moment, wo ich mir mein Strahlen abholen will. Mami auf meiner Party? So was von peinlich!

Also schaue ich mir lieber strahlende Baby-Fotos und jammere: «War das schön auf meinem Thron, damals …».

Bild: Fotolia

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Zur Autorin:

Ulrike Légé, ursprünglich aus Niedersachsen, lebt jetzt im Baselland, arbeitet Teilzeit für kleinere Unternehmen in Kommunikation und Strategie. Der grösste Teil ihrer Zeit und Liebe geht an die Familie; drei wuselige Kinder von 7, 11 und 13 Jahren, ein französischer Mann, und Hund Sunny.  
Ulrike Légé, ursprünglich aus Niedersachsen, lebt jetzt im Baselland, arbeitet Teilzeit für kleinere Unternehmen in Kommunikation und Strategie. Der grösste Teil ihrer Zeit und Liebe geht an die Familie; drei wuselige Kinder von 7, 11 und 13 Jahren, ein französischer Mann, und Hund Sunny.  


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