Meine Kinder dürfen fluchen - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Meine Kinder dürfen fluchen

Lesedauer: 1 Minuten

Hand aufs Herz: Fluchen Sie nicht auch gerne? Unsere Autorin steht zum verbalen Dampf ablassen und lässt auch ihre Kinder fluchen. Harmlos natürlich. 

Zu den ersten zehn Wörtern meiner Tochter zählte «Mannomann». Fand ein Hirsekügelchen den Weg nicht in ihren Mund: «Mannomann». Wollte der Drehverschluss sich partout nicht öffnen lassen? Sie ahnen es: «Mannomann». Auch einer ihrer Brüder folgt ihren Fussstapfen, allerdings noch wortlos. Klappt etwas nicht, wie er will, folgt ein Stossseufzer, ein leicht genervtes «rrrcho». 

Mannomann!

Ich funktioniere ähnlich. Bin ich genervt, schleudere ich keine Vasen vom Tisch oder haue Faustlöcher in die Wand. Läuft etwas nicht nach meinen Wünschen, dann zähle ich in kontrollierten Momenten innerlich bis zehn, in weniger kontrollierten folgt alsbald ein herzhaftes «Gopfertöri!»

Ich bin ein impulsiver Mensch, rege mich schnell mal auf, genau so schnell allerdings auch wieder ab. Und das verbale Dampfablassen hilft mir dabei. Und das dürfen auch meine Kinder. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bringe meinen Kleinen nicht explizit das Fluchen bei. Aber ich rede es ihnen auch nicht aus. Wenn ihnen ein «Mannomann» dabei hilft, den Drehverschluss noch einmal frisch anzufassen statt entnervt fallen zu lassen, fair enough. Wenn der theatralische Seufzer meinen knapp Zweijährigen davon abhält, den Bauklotz seinem Bruder an den Kopf zu pfeffern, bitteschön! 

Fluchen als Motivator

Der britische Forscher Richard Stephens hat herausgefunden, dass Fluchen im Körper eine Stressreaktion hervorruft. Fluchten seine Probanden, hielten sie beispielsweise länger durch beim Sport. Beim Fluchen werden nämlich neben Adrenalin und Cortisol auch Endorphine ausgeschüttet, die das Schmerzempfinden abschwächen. Oder den Frust vergessen machen.* 

Ich will meine Kinder nicht animieren, bei jedem kleinen Frust gleich verbal loszulegen. Wirkt das Schimpfen allerdings als Katharsis, dann heisst es für mich: Ohren auf bei der Fluchwahl!

Mama Haddock: Hunderttausend heulende Legoteile!

Meine Kinder sind noch klein, süss sind also ihre Fluchversuche. Noch. Doch mir ist auch klar, dass fluchen nicht gleich fluchen ist. Ein «Schei***» aus dem Mund einer Vierjährigen geht auch für mich nicht.

Sollte ich einmal Zeit haben, werde ich ein Schwandersches Fluchlexikon anlegen, Altersfreigabe 0. Ich würde mich inspirieren lassen von Käptn Haddock. Niemand flucht so schön harmlos und gleichzeitig voller Inbrust wie er. Wie wäre es mit einem schönen «du unpassendes Legoteil»? Oder einem liebevollen «du unpassender Puppensocken»? Sollten sich meine Kinder nicht daran halten wollen, müssen sie halt später Rapper werden.

Ich hoffe, Sie haben diesen Text mit einem Augenzwinkern gelesen. Ansonsten gönnen Sie sich bitte ein herzhaftes «So ein Seich!» und klicken Sie weiter. Ich werde auch nur innerlich seufzen, versprochen.

*Die komplette Studie von Richard Stephens et al. kann hier nachgelesen werden. 


Bild: Fotolia


Am schönsten schimpfen für Florina Schwander neben Käptn Haddock noch immer die Bayern. Ein herzhaftes «'Zefix» bringt sie garantiert zum Lachen, egal wie gross der Ärger vorher war.
Am schönsten schimpfen für Florina Schwander neben Käptn Haddock noch immer die Bayern. Ein herzhaftes «’Zefix» bringt sie garantiert zum Lachen, egal wie gross der Ärger vorher war.