Endlich Ferien: Bravo Kinder, bravo Eltern! - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Endlich Ferien: Bravo Kinder, bravo Eltern!

Lesedauer: 3 Minuten

Bei Bloggerin Ulrike Légé in Baselland starten heute die Sommerferien. Das ist ein Grund zum Feiern – für Kinder und Eltern.

Endlich, der letzte Schultag! An diesem einen Tag lasse ich meine Kinder sogar ihren Ranzen auf den Boden feuern, egal wohin. Wir haben es geschafft, das Schuljahr ist vorbei. Sechs Wochen lang kein frühes Aufstehen, Zettel-Suchen und Brote-Schmieren – nur noch Sommer, Sonne, Ferien. Jetzt fühlen wir alle die grosse Freiheit.

Bravo, Kiddos!

Sie haben das gut gemacht, unsere Kinder. So im Grossen und Ganzen. Auch wenn ihre Noten unsere Hoffnung schrumpfen lassen, dass da vielleicht gerade ein Jahrhundert-Talent in unserem Haus heranwächst, das uns die Frühpensionierung mit Mitte fünfzig finanzieren könnte. Wird wohl nichts mit der Villa am Zugersee … Egal, sie haben sich Mühe gegeben!

Unsere Kinder haben ihre «Hausis» gemacht, meistens. Sie haben für Tests gelernt, manchmal. Und sie haben sich offensichtlich in der Schule nicht komplett danebenbenommen, meine ich, dem Lächeln der Lehrerin beim Abschied nach zu schliessen. Vielleicht freute die sich aber auch nur selbst auf die Ferien. Die Kids sind jeden Tag in die Schule getrabt, mal mehr, mal weniger muffelig. «Dabei sein ist alles, nicht nur bei Olympia», denke ich ganz philosophisch. Und höre auf, an Noten und den Zugersee zu denken.

Zur Feier gibt es jetzt ein kleines Sommerferien-Anfangs-Fest bei uns. Eistorte und Sirup-Cocktails für alle. Inklusive vielen Eiswürfeln, Papierschirmchen und bunten Strohhalmen im Glas. Von uns Eltern gibt es noch für jeden ein Buch zum entspannten Lesen in der Hängematte, ein kleines Spielzeug für draussen – Kreide, Seifenblasen, Gummitwist – und einen Sommerfilm auf DVD.

Jetzt sind schon mal die Kinder glücklich. Und wir Eltern? Haben genauso gute Gründe zu feiern, denn auch wir haben ganz schön etwas geleistet in diesem Schuljahr. 

Der Plural Parentatis – was WIR alles geleistet haben!

Ich hasse es zwar, wenn ich von meinen besten Freundinnen das ganze Schuljahr lang höre: «Zusammen käffelen? Nee, Du, wir sind grad voll im Stress hier! Wir haben noch nicht Mathe gelernt und unseren Schulranzen haben wir auch noch nicht aufgeräumt.» Dieser nervige Pluralis parentatis! Ich möchte da immer zurückgeben: «WIR haben vor 20 Jahren zusammen in der Schule gehockt und UNSER Ranzen ist längst entsorgt. Zum Glück!» Aber so erhält man keine Freundschaften.

Also organisiere ich lieber einen kleinen Ausgang unter Freunden am letzten Schultag, damit wir Eltern auch in Ferienlaune kommen. Und anstossen können auf alles, was wir so gestemmt haben in diesem Schuljahr:

  • Wir haben im letzten August wunderschön glatte und saubere Hefte eingebunden – die wir jetzt zerknittert und bunt befleckt zurückbekommen. Plus Unmengen an Zetteln sowie mehr oder minder künstlerische Kunstwerke. Und wir fragen uns, ob man die eigentlich wirklich alle aufheben muss und wenn ja, wo?
  • Wir haben alles mit Initialen und Namensklebern versehen – und sehen dennoch nur zwei Drittel der Schulmaterialien wieder. Obwohl wir uns mit spitzen Fingern durch die miefigen Fundkisten gewühlt haben. Irgendwo im Schulgebäude muss ein schwarzes Loch sein, das die Klamotten, Stifte, Schläppli, Z’Nüni-Boxen und Armbanduhren eingesaugt hat.
  • Wir haben wieder und wieder auf Ordnung bestanden, Ränzen ausgegekippt und Turnbeutel geleert und gewaschen. Trotzdem finden wir jetzt ganz unten ein graues pelziges Etwas, bei dem wir nur hoffen können, dass es nur ein verschimmelter Apfelrest und keine mumifizierte Maus ist. Und der Turnsack müffelt schlimmer als die gesamte Nati nach einem Match. 
  • Wir haben Lernkrisen gemanagt und unsere Kinder mit Bestechung durch Gaming-Zeit und Gummibärchen zum Lernen motiviert. Gleichwohl finden die das Präteritum einfach nur dumm («das steckt ja schon im Namen: Präteri-dumm!») und Auswendiglernen das Letzte («Mensch, das kann man doch heute eh alles googeln!»). Insgeheim geben wir ihnen recht.

WIR haben vor 20 Jahren zusammen in der Schule gehockt und UNSER Ranzen ist längst entsorgt. Zum Glück!

  • Wir haben schwierige Gespräche mit Lehrern geführt und noch schwierigere mit den Eltern anderer Schüler. Am Ende war immer unser Kind der Buhmann und die andere Partei völlig fehlerfrei. Es ist schon der halbe Ferieneffekt für Eltern, wenn wir uns nicht mehr bei jedem Telefonklingeln panisch fragen, ob unser Kind wohl gerade gespuckt, in der Klasse geflucht oder ein anderes Kind geohrfeigt hat.
  • Wir haben das alles ein ganzes Schuljahr lang überstanden. Wir sind kilometerweit gefahren für unsere Kinder, haben gebacken für ihre Verkaufs-Stände, Lager und Sommerfeste, und haben sie zum Lernen lauter angefeuert als Vladimir Petković seine Nati-Jungs. Wir haben klaglos Stapel an Knitter-Zetteln bewältigt, Berge an Müffel-Wäsche gewaschen und Pfützen an Kindertränen getrocknet.

Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Darauf ein Stück Eistorte. Und einen Cocktail, von unseren Kindern gemixt und heimlich von uns mit einem Schlückchen Prosecco gestreckt. Den Rest gibt es dann abends, wenn sich die Kinder ihre DVD anschauen und wir unter Eltern noch einmal die Höhen und Tiefen vom Schuljahr Revue passieren lassen. Survivor-Stories halt.

Auf schöne Ferien!


Bild: Pexels.com


Ulrike Légé, ursprünglich aus Niedersachsen, lebt jetzt im Baselland, arbeitet Teilzeit für kleinere Unternehmen in Kommunikation und Strategie. Der grösste Teil ihrer Zeit und Liebe geht an die Familie; drei wuselige Kinder von 7, 10 und 13 Jahren, ein französischer Mann, und Hund Sunny.  Nun freut sie sich auf die Sommerferien –
Ulrike Légé, ursprünglich aus Niedersachsen, lebt jetzt im Baselland, arbeitet Teilzeit für kleinere Unternehmen in Kommunikation und Strategie. Der grösste Teil ihrer Zeit und Liebe geht an die Familie; drei wuselige Kinder von 7, 10 und 13 Jahren, ein französischer Mann, und Hund Sunny.  Nun freut sie sich auf die Sommerferien – weil sie einen guten Survival-Plan hat.


Weiterlesen: 

  • Schulreise ist, wenn die Wurst ruft. Die Wurst ruft im Juni: Das ist der Monat der Schulausflüge. Schnatternde Kinder in Zweierreihen bevölkern massenweise Bahnhöfe, Busse und Trams. Für Mütter bedeutet das aber nicht nur Tralala.
  • Wie Familienferien gelingen. In die Berge? Oder auf den Bauernhof? Mit dem Planwagen oder lieber mit dem Velo? Das Angebot an Familienreisen ist riesig.