Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling

Lesedauer: 2 Minuten

Gerade noch himmelhochjauchzend, verliebt in das beste Mädchen auf Erden. Und dann plötzlich, klirr, ist Sohnemanns Herz in tausend Stücke zerbrochen. Bloggerin Irma Aregger erzählt vom ersten Liebeskummer ihres Sohnes. 

Text: Irma Aregger
Bild: Pixabay

Angefangen hatte es vor einem knappen halben Jahr. Der Sohn fragte uns, ob er seine Freundin heimbringen dürfe. Zum Übernachten. «Klar», antwortete der Vater und klopfte dem Sohn anerkennend auf die Schultern, während ich mein heftiges Husten mit einen grippalen Infekt zu entschuldigen versuchte. Der Junge strahlte, seine Pupillen blinkten in Herzform. Kein Zweifel, der Kerl war über beide Ohren verliebt.

Bald darauf sass das Herzblatt verkeilt mit unserem Jüngling auf dem Sofa. Wir versuchten ein wenig lockere Konversation zu betreiben – in den kurzen Momenten, in denen sie sich nicht gerade gegenseitig die Zunge in den Rachen schoben. Nach diesem offiziellen Teil verschwand das junge Paar in Sohnemanns Zimmer. Und kam erst am nächsten Nachmittag wieder ans Sonnenlicht. Sofort las der Bub seiner Liebsten sämtliche Frühstückswünsche von ihren hübschen Augen ab: «Zwei Eier, mein Schatz? Tee?» «Ja, mein Schatz, gerne, mein Schatz, sofort, mein Schatz». Schatz da, Schatz hier, Schatz everywhere! Und zwischendurch wurde geküsst und geküsst und geküsst.

Das innige Küssen wurde nur unterbrochen, wenn die beiden einen Kinderwunsch äusserten – natürlich erst in ein paar Jahren.

Unsere zukünftige Schwiegertochter war nun fast jedes Wochenende bei uns. Das innige Küssen wurde nur unterbrochen, wenn die beiden einen Kinderwunsch äusserten – natürlich erst in ein paar Jahren. Und genau um diese Jahre war ich gerade durch die Ankündigung gealtert.

Bald allerdings ging das Gekeife los. Wir schauten uns fragend an, mein Mann und ich. Nach drei Beziehungsmonaten schwebte man doch noch auf lila Wolken, oder nicht? Aber dann küssten sie sich wieder und alles war gut.

Und plötzlich, peng, war Schluss!

Bis es eben doch nicht mehr ging und uns der Sohnemann eines Tages offenbarte, dass sie sich getrennt hätten. Für beide sei es extrem schwierig, weil sie sich doch so sehr liebten! Aber miteinander wäre alles viel komplizierter und ohne einander mache alles nur weh. Als sei ein Teil von ihm einfach nicht mehr da! Jedes Mal, wenn er sie sähe, bohre es ihm ein Messer ins Herz und es schnüre ihm die Luft ab.

Würden sie miteinander sprechen, möchte er sie am liebsten umarmen, doch jede Berührung schmerze zutiefst. Trotzdem hätten sie es noch einmal versucht, wollten von vorne anfangen, aber nach einer Woche sei bereits wieder ein grosser Streit ausgebrochen, was alles nur schlimmer gemacht hätte. Und jetzt sei fertig. Schluss für immer. Mit vielen Tränen. Nicht nur beim Sohn.

Wir nahmen ihn in den Arm. Liebeskummer ist hart, furchtbar einschneidend, wer dieses Herzweh durchgemacht hat, vergisst es nie. Eine Trennung schmerzt zutiefst, ein Verlust macht unendlich traurig. «Eigentlich ist es ein kleiner Tod, einzig, dass alle dabei am Leben sind», versuchte ich ihn zu trösten.

Doch alle gutgemeinten Ratschläge nützen in einem solchen Moment nichts. Der Junge muss diese Gefühlshölle alleine durchlaufen. Wir können da sein, wenn er sprechen will, wir können ihn ablenken, können ihn verwöhnen mit etwas, das ihn freut. Ihm unsere Erfahrung von unserem eigenen alten Liebeskummer mitteilen. Wir können tolerant mit seiner Laune umgehen. Können ihn herzen, wenn ihm danach ist. Und ihn einfach nur gern haben.

Die Erde dreht sich weiter, eines Tages wird er darüber hinweg sein. Dann sagt er vermutlich, es habe ja auch was Positives gehabt, dass sie sich damals trennten, denn sonst hätte er nie seine neue Freundin kennengelernt. Mia. Mia?!

Irma Aregger
arbeitet als freischaffende Texterin. Die humorvolle Zürcherin mit Bündner Wurzeln kämpft abwechslungsweise mit dem eigenen Hormonhaushalt oder ihren Kindern auf Tinder, langweilig ist ihr selten.

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