Achtung, Lausalarm!  - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Achtung, Lausalarm! 

Lesedauer: 3 Minuten

Wer Kinder hat, lernt Läuse kennen – spätestens wenn der Nachwuchs eine Schule besucht. Hat sich ein Kind angesteckt, muss die ganze Familie konsequent behandelt werden. Ein Grund zur Panik sind Kopfläuse aber auf keinen Fall. 

Dieser Satz versetzt die meisten Eltern in eine Art Schockstarre: «In der Schule / im Kindergarten Ihres Kindes sind Kopfläuse festgestellt worden.» Denn sie wissen, was nun blüht: ein gründliches Reinigungsprogramm für die ganze Familie mit stundenlangem Durchkämmen der Haare. Beides muss in bestimmtem Abstand wiederholt werden. Auch die Lehrpersonen müssen informiert werden. Das ist vielen Eltern peinlich. Denn oft ekeln sich Menschen vor Läusen. Sie assoziieren die kleinen Tierchen mit Schmuddeligkeit und mangelnder Hygiene. 

Läuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun

«Das ist ein Ammenmärchen », weiss Christina Ruob, Apothekerin und Lausexpertin. Woher  dieses Vorurteil stammt, ist unklar. Laut Ruob hat es womöglich mit dem Mittelalter zu tun. Damals litten manche Menschen unter Kleiderläusen und auch unter Kopfläusen. Der heilige Franziskus nannte Läuse Perlen der Armut. Noch heute scheinen Menschen Kopfläuse mit Kleiderläusen zu assoziieren. Nur so ist es zu erklären, dass sich beim Thema Läuse automatisch fast alle Erwachsenen am Kopf kratzen. Die Laus ist ein hartnäckiges Wesen. Alle Versuche, Läuse auszurotten, sind fehlgeschlagen. Forscher in Tours (Frankreich) haben vergeblich versucht, den kleinen Viechern über längere Zeit Herr zu werden. Sie konnten laut Ruob nur den Prozentsatz minimieren. «Deshalb wird es immer welche geben», meint Christina Ruob. Sie betont: «Läuse sind nicht schlimm, sondern nur lästig.» Sie seien im Gegenteil ein Zeichen enger sozialer Kontakte. «Und das ist doch positiv», findet ChristinaRuob. Nur selten kommt es aufgrund häufigen Kratzens zu Ekzemen auf der Kopfhaut. 

Die Läuseforschung ist ein weites und in der Schweiz noch recht unerforschtes Feld, vor allem was Zahlenmaterial angeht. «Weil sie keine Krankheiten übertragen, gibt es keine aussagekräftige Statistik», erklärt Ruob. Man wisse allerdings etwas über die Faktoren, die ein Aufkommen begünstigten. So seien erhöhte Reisetätigkeit und häufige Fremdbetreuung von Kindern zwei Faktoren, die für hohe soziale Kontakte sorgten und damit die Verbreitung von Kopfläusen förderten. «Beides trifft in der Schweiz zu», führt die Expertin weiter aus. Mit ein Grund für die zahlreichen Lausepidemien, die jeweils insbesondere nach den Schulferien viele Familien in der Schweiz treffen (wobei es sich streng genommen nicht um Lausepidemien, sondern vielmehr um einen festen Bestand an Läusen handelt). 

Läuse sind schnell und höchst fertil 

Läuse sind sehr schnelle Krabbler. Und sie sind sehr fertil. Zwei oder drei Tage nach der Befruchtung legt das Weibchen 3 bis 10 Eier. Sie kleben diese nah an der Kopfhaut am Haar fest. Nach rund sieben Tagen schlüpft die junge Laus. Sie saugt bereits Blut, kann aber den Wirt nicht wechseln. Bis sie ausgewachsen ist, häutet sie sich dreimal. Eine ausgewachsene Laus lebt zwischen 20 und 30 Tage. In dieser Zeit legt das Weibchen etwa 100 Eier. Für das Wachstum brauchen die Eier, so Christina Ruob, Wärme und Feuchtigkeit. Diese finden sie hinter den Ohren, am Hinterkopf, über der Stirn. Schlüpfen die Läuse, krabbeln sie durch die Haare und ernähren sich mehrmals täglich vom Blut ihres Wirts. «Mit blossem Auge sehen wir die lichtscheuen Läuse eigentlich nicht.» Wir merken es meist erst, wenn es juckt. Dafür ist die Ausscheidung der Läuse verantwortlich. Doch es juckt nicht alle. Laut Ruob kann man Läuse haben, ohne Juckreiz zu verspüren. Vorbeugende Massnahmen, die vor Läusen schützen, gibt es nicht. Unter Müttern machen ätherische Sprays und spezielle Shampoos die Runde. In einschlägigen Foren werden auch Anwendungen mit Mayonnaise und Vaseline sowie
Neem-Öl empfohlen.
Läuse übertragen keine Krankheiten. Sie sind eine harmlose, aber für Eltern lästige Plage. Bild: iStockphoto
Läuse übertragen keine Krankheiten. Sie sind eine harmlose, aber für Eltern lästige Plage. Bild: iStockphoto
Was hält die Expertin davon? «Nichts», lautet die vernichtende Antwort. «Es gibt evidenzbasierte Studien, die die Wirksamkeit von einigen wenigen Präventivprodukten wie Hedrin Protect und Paranix Kopflaus Repellent belegen. Diese enthalten aber nicht die postulierten ätherischen Öle, welche übrigens nach drei Stunden verdampfen.» Und wer kann schon alle drei Stunden die eigenen Haare oder die eines Schulkindes besprühen? Die wichtigste vorbeugende Massnahme ist laut Ruob die regelmässige Kontrolle mit dem Lauskamm während «lausigen Zeiten». 

So wird man Läuse los

Um Läuse aufzuspüren, verwendet man am besten einen Lauskamm und kämmt mit diesem im mit Pflegespülung versehenen nassen Haar. Darin können sich die Läuse nicht mehr bewegen. Mit einem feinen Kamm kämmt man nun Strähne für Strähne und streicht den Kamm auf einem Tuch aus – dort landen dann auch die Läuse. Um die lästigen Tierchen schnell wieder loszuwerden, raten Fachleute zu einer Kombination zweier Methoden: Läusemittel und Auskämmen. Zunächst sollte man die Haare mit einem Läuseshampoo oder einem Läusespray aus der Apotheke behandeln. Wenn man sich dabei streng an die Gebrauchsanweisung hält, werden in der Regel schon bei der ersten Anwendung alle Läuse auf dem Kopf getötet. Die Kinder können daher am nächsten Tag wieder in den Kindergarten oder die Schule gehen. Doch die Läuseeier, die in den Haaren festkleben, überleben die erste Prozedur. «Deswegen ist es zwingend erforderlich, die Behandlung nach sieben bis neun Tagen zu wiederholen, wenn die Larven geschlüpft sind», erklärt Ruob. Zusätzlich sollten die Haare nass mit Pflegespülung und einem Läusekamm gekämmt werden (siehe Tagesabfolge im Anschluss des Textes).

Bei Läusen handelt es sich vor allem in Kitas, Kindergarten und Primarschule um ein «Dauerproblem »

Sämtliche Familienmitglieder müssen mitbehandelt werden. Wurden Läuse gefunden, müssen Schule oder Kita zwingend benachrichtigt werden. In manchen Kantonen der Schweiz s