«Eine einzige Achterbahnfahrt» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Eine einzige Achterbahnfahrt»

Lesedauer: 3 Minuten

Wir erzählen

Sefora Cuoco, 28, Marketingcoach und Yogalehrerin, und Personal Trainer Civan Oezdogan, 27, aus Zürich haben in drei Jahren als Elternpaar das höchste Glück und die schmerzhaftesten Abgründe des Lebens erfahren.

Civan: «Wir kennen uns schon seit der ­Sekundarschule, doch erst später wurden wir Freunde.»

Sefora: «Ab 20 lebte ich vier Jahre mehrheitlich in Indien. Die Verbindung zu Civan riss nie ab. Irgendwann spürten wir, dass da mehr war als Freundschaft.»
 
Civan: «Als sie 2017 zurückkam, wurden wir ein Paar.»

Sefora: «Das Kinderthema kam schnell auf: Es stimmte mit uns. 2018 kam unsere Tochter zur Welt. Kurz nach der Geburt schloss Civan die Informatikmittelschule ab, ich erwarb mein Marketingdiplom.»
 
Civan: «Ich stieg bei einem Startup ein, Sefora blieb zu Hause. Unsere Tochter war ein anspruchsvolles Baby, wir wollten sie bedürfnisorientiert begleiten.»
 
Sefora: «Wir hatten allerdings nicht begriffen, dass bedürfnisorientierte Erziehung auch die ­Bedürfnisse von Mutter und Vater mit einschliesst.»
  
Civan: «Die hatten wir vor lauter Bemühen, gute Eltern zu sein, aus den Augen verloren.»

Sefora: «Civan arbeitete, für meine Freunde waren Kinder kein Thema, andere Mütter waren viel älter. Ich war einsam.»
 
Civan: «Wir stritten viel, hatten aber keine Energie, Probleme anzugehen.»

Sefora: «Unsere Beziehung wäre fast zerbrochen.»

Civan: «Wäre da nicht unser Sohn dazwischengekommen.»
 
Sefora: «Man könnte vermuten, die zweite Schwangerschaft hätte uns den Rest gegeben. Vielmehr bewog sie uns, Dinge zu ändern.»

Civan: «Ich nahm einen familientauglicheren Job an, unsere Tochter besuchte die Spielgruppe, Sefora begann, ihre Selbständigkeit ­vorzubereiten.»
 
Sefora: «Wir fanden zurück ins Gespräch, merkten, was uns fehlte: Zeit als Paar, aber auch die körperliche Nähe zueinander.»

Civan: «Wir entschieden uns, Sex als Wochenämtli im Kalender einzutragen.»

Sefora: «Es war ein Rettungsversuch. Wie eine Überbrückung beim Auto – in der Hoffnung, dass die Batterie wieder von selbst läuft.»

Civan: «Irgendwann kam das Verlangen, bevor die Agenda rief. Wir nahmen uns auch bewusst Zeit für Gespräche.»

«Wir entschieden uns, Sex als Ämtli im ­Kalender einzutragen. Irgendwann kam das Verlangen wieder, bevor die Agenda rief.»

Sefora: «Im November 2019 kam unser Sohn zur Welt – und gleich ins Kinderspital.»

Civan: «Die Ärzte vermuteten ein neurologisches Leiden. Was ihm fehlte, blieb unklar.»
 
Sefora: «Nach einem Monat nahmen wir ihn mit nach Hause, ohne Diagnose. Doch unser Bub entwickelte sich überraschend gut.»
 
Civan: «Die Freude an seinen Fortschritten, die Beziehung, die zwischen unseren Kindern wuchs: Das war die glücklichste Zeit meines Lebens.»
 
Sefora: «Mit 14 Monaten starb unser Sohn unerwartet. Die Trauer darüber lässt sich schwer in Worte fassen. Zum Glück ist da unsere Tochter, die uns die Schönheit des Lebens zeigt, trotz allem.»
 
Civan: «Unser Sohn war es gewesen, der uns wieder zusammengebracht hatte. Als Paar nahmen wir seinen Abschied zum Anlass, uns noch einmal füreinander zu entscheiden und achtsam zu pflegen, was er hinterlassen hat.»
 
Sefora: «Er war unser grösster Lehrer. Dank ihm gestalten wir unser Leben noch bewusster.»

Civan: «Auch, indem wir versuchen, unseren eigenen Weg zu gehen, unabhängig von Konventionen. So fand ich auch den Mut, mich im Sport selbständig zu machen.»

Sefora: «Unsere Geschichte ist eine einzige Achterbahnfahrt. Aber wir wachsen daran.»


Zweisamkeit im Familientrubel: Lesen Sie alles rund um das Thema «Eltern sein, Paar bleiben» in unserem
Zweisamkeit im Familientrubel: Lesen Sie alles rund um das Thema «Eltern sein, Paar bleiben» in unserem Online-Dossier und erfahren Sie, wie Paare Elternschaft und Leidenschaft unter ein Dach bringen.


Lesen Sie mehr zum Thema Eltern sein, Paar bleiben:

  • Was Paare stark macht
    Viele wünschen sich eine Partnerschaft fürs Leben. Doch meist kommt es spätestens auf halbem Weg zu Krisen: Alltagstrott und Stress nagen an der Beziehung. Wie geht Liebe in Zeiten der Multioptionsgesellschaft?
  • «Eine Affäre ist keine Bankrotterklärung»
    Paar- und Sexualtherapeutin Helke ­Bruchhaus Steinert weiss, was der Erotik auf die Sprünge helfen kann, wenn Sex im Elternalltag rar geworden ist. Und erklärt, warum Intimität nicht mit Verschmelzung verwechselt werden sollte.
  • «Es war ein Desaster»
    Claudia*, 40, und Marco, 47, medizinische Praxisassistentin und technischer Zeichner aus Basel, probierten eine offene Beziehung aus. Geendet hat das Experiment ihm Chaos, lehrreich war es für die Eltern eines Sohnes, 12, und einer Tochter, 8, trotzdem.
  • «Irgendwann reichts»
    Bei Chiara, 40, und Curdin Erni-Biondi, 41, aus Scuol GR kommen Beziehungskrisen jeweils im Winter: Den verbringt der Familienvater mehrheitlich auf dem Berg, was seine Frau oft an die Grenze bringt. Dafür haben die Eltern von Andri, 10, Lia, 9, und Charlie-Corsin, 2, im Sommer selten Streit.
  • «Kinder ziehen weiter, der Partner bleibt»
    Seit Beginn ihrer Elternschaft ­nahmen sich Tabea Plattner, 43, und ihr Mann Jonas, 45, aus ­Hindelbank BE regelmässig ­Paar-Auszeiten. Das habe ihre Liebe gerettet, sagen die Musikerin und der Agrarwissenschaftler, Eltern von Janic, 21, Ramon, 20, Joel, 16, und Mauro, 14.
  • 5 Tipps zur Beziehungspflege für Eltern
    Im Familienalltag leben sich Mütter und Väter oft auseinander – was Eltern dagegen tun können, erfahren Sie hier.
  • Richtig streiten und Bücher-Tipps
    Mit dem ersten Kind verändert sich die Paarbeziehung – und wird im alltäglichen Trott und Stress oft zur Zweckgemeinschaft. Was Eltern tun können, damit Liebe und Lust nicht untergehen und wie man richtig streitet, erfahren Sie hier.